Evolution des Menschen:Nussknacker stand auf Gräser

Wer so riesige Zähne und Kiefer besaß, der wird wohl auch Nüsse verspeist haben - dieser Schluss brachte dem Vormenschen "Paranthropus boisei" den Spitznamen "Nussknacker" ein. Zu Unrecht.

Esther Göbel

Als "Nussknackermenschen" bezeichnete die Fachwelt den Hominiden Paranthropus boisei lange Zeit, weil der frühe Vormensch so große Backenzähne besaß wie kein anderer Hominide.

So könnten die "Nussknackermenschen" (Paranthropus boisei) vor einer Millionen Jahren in Afrika gelebt haben. Allerdings haben sie wohl gar keine Vorliebe für Nüsse gehabt - trotz ihrer riesigen Zähne. (Foto: Illustration: Walter Voigt/Lee Berger/Brett Hilton-Barber/Foto: AP/University of Arkansas)

Nüsse und Samen müssten daher seine Leibspeise gewesen sein, so die weit verbreitete Annahme.

Dass der etwa 1,50 Meter große Vormensch seinen Spitznamen jedoch wahrscheinlich zu Unrecht trägt, zeigen nun Ergebnisse amerikanischer und afrikanischer Wissenschaftler ( PNAS, online).

Sie untersuchten die Zähne von 22 Paranthropus-boisei-Individuen, die aus Zentral- und Nordkenia stammen und 1,4 bis 1,9 Millionen Jahre alt sind.

Die Forscher maßen den Gehalt an verschiedenen Kohlenstoffisotopen im Zahnschmelz der Hominiden, der Rückschlüsse auf die Nahrung dieser Frühmenschen zulässt.

Das Team um Thure Cerling von der Universität Utah konnte auf diese Weise belegen, dass Paranthropus boisei alles andere war als ein Nussliebhaber, sondern sich vor allem von Gräsern sogenannter C4-Pflanzen ernährte.

Diese wachsen in heißen und trockenen Gebieten wie der Savanne Afrikas und zeichnen sich durch einen speziellen Weg aus, Kohlenstoff während der Photosynthese umzusetzen.

Bei keiner anderen Hominiden-Spezies war bislang eine so große Menge an C4-Biomasse gefunden worden, berichten die Forscher.

© SZ vom 03.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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