Zukunft der FDP:In Angst verbunden

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Bloß keine Fehler - das ist das dominierende Gefühl in der FDP. Dabei hat sie nur eine Chance, wenn sie offen über Personen und Ziele streitet. Es reicht nicht, wenn sich nur die bekannten netten, gut angezogenen jungen Herren für Spitzenämter bewerben.

Stefan Braun

Man kann die Angst verstehen, diese riesige Angst, die in der FDP alle ergriffen hat. Die Umfragewerte sind miserabel, das Ansehen des Personals ist verheerend. Die einst stolze Partei weiß nicht mehr, wie sie aus diesem tiefen Tal herauskommen soll. Ein Gefühl dominiert: Bloß keinen Fehler mehr machen, sonst ist alles verloren. Dass man sich so nicht stabilisiert, sondern sich nur noch kleiner macht, übersehen alle. Brachial ausgedrückt: Die Angst vor dem Tod kann zur unheilbaren Krankheit werden.

Bundesgesundheitsminister und demnächst neuer FDP-Chef: Philipp Rösler (Foto: dpa)

Nicht anders muss man das lesen, was in den letzten beiden Tagen bekannt wurde. Da gibt es den designierten Parteichef Philipp Rösler, dazu mit Daniel Bahr einen ehrgeizigen Landesvorsitzenden aus Nordrhein-Westfalen - und beide Mittdreißiger versuchen, durch Androhung einer Kampfkandidatur Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle davon abzuhalten, noch einmal als Parteivize zu kandidieren. Das ist nicht clever, das ist peinlich. Und es zeigt, wie selbst die neuesten Hoffnungsträger verhaftet sind im alten Denken. Wer auf diese Weise Einfluss nehmen will auf die Geschicke der FDP, wird scheitern. Nichts ist so wohl bekannt und hängt den Parteien so gefährlich am Bein wie das Drohen und Geschiebe und Gemauschel vor einem wichtigen Parteitag. Dieser Beleg von Angst in der eigenen Führung wird die FDP noch mehr ruinieren.

Wenn die Liberalen noch eine Chance haben wollen, müssen sie das Gegenteil tun. Dann müssen Rösler, Bahr & Co. den Mut aufbringen, das Fenster ganz weit aufzureißen. Sie müssen sich stellen und selber kämpfen. Und sie müssen dies tun, ohne vorher schon zu wissen, wie das Ergebnis aussieht.

Alternativen zu Brüderle

Nicht eine mögliche Kampfkandidatur sollte es geben, sondern viele. Und nicht die immer gleichen netten, gut angezogenen jungen Herrn sollten sich für ein Spitzenamt bewerben. Besser wäre es, wenn ein ganzes Dutzend höchst unterschiedlicher Personen antreten würde. Man kann zum oft gemütlichen und manchmal bissigen Herrn Brüderle stehen wie man will, aber wer ihn loswerden möchte, muss offen, ehrlich und vor allem überzeugend bessere Alternativen anbieten.

Dabei, auch das ist wichtig, sind die Posten der Vize-Parteichefs nach innen vielleicht bedeutend. Für die übergroße Mehrheit der Menschen und die übergroße Zahl der FDP-Sympathisanten aber sind sie ohne jede Bedeutung. Relevant ist, wer welche Positionen glaubwürdig vertritt. Und relevant ist, ob jemand nicht nur ein Amt hat, sondern inhaltlich etwas verkörpert.

Die Freien Demokraten haben also nur eine Chance: Sie müssen aus ihrem Parteitag in anderthalb Wochen ein Treffen des offenen Wettstreits machen. Die Parteiführung muss die Menschen neugierig machen auf den Wettbewerb in den eigenen Reihen. Gewiss: Das ist für eine Parteiführung mit Risiken verbunden. Aber wer dieses Risiko scheut, wird eine ums Überleben kämpfende FDP nicht retten können.

© SZ vom 05.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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