Trauer um Gunter Sachs:Der Playboy ist tot

Gunter Sachs hat sich das Leben genommen. Der 78-Jährige Fotograf und Kunstsammler, erschoss sich bereits am Samstag in seinem Haus in Gstaad in der Schweiz. In seinem Abschiedsbrief schreibt er von einer "ausweglosen Krankheit".

Er kam aus einer reichen fränkischen Industriellenfamilie, bewegte sich später in Kreisen des internationalen Jet-Set zwischen St. Tropez und St. Moritz, er war Filmemacher, Fotograf, Kunstsammler - vor allem aber war Gunter Sachs der Prototyp des Playboys: Er propagierte die freie Liebe, hatte Affären mit Models und Schauspielerinnen. Seine Wirkung auf Frauen war legendär, spätestens seit er 1966 Brigitte Bardot heiratete. Seinem Ruf entsprechend hatte er die damalige Sexgöttin des französischen Films umworben, indem er unzählige rote Rosen auf ihr Grundstück regnen ließ.

"Playboy? Ich muss immer schmunzeln, wenn ich das lese", sagte Gunter Sachs noch im letzten Jahr. Aber es sei doch schön, mit weit über 70 noch immer als "boy" bezeichnet zu werden.

Jetzt hat der Lebemann seinem Leben ein Ende gesetzt: Gunter Sachs erschoss sich am Samstag in seinem Haus in Gstaad in der Schweiz. Die Familie hat den Tod des 78-Jährigen inzwischen bestätigt. "Er war eine einmalige Persönlichkeit, die stets gradlinig und mit Herz für seine Familie und Freunde da gewesen ist", heißt es in der Erklärung, die am Sonntagabend verbreitet wurde.

Offenbar war Sachs an Alzheimer erkrankt. Darauf deutet sein Abschiedsbrief hin, den die Familie auf Wunsch des Verstorbenen veröffentlicht hat. Darin schreibt Sachs, dass er an "der ausweglosen Krankheit A." leide. "Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben wäre ein würdeloser Zustand, dem ich mich entschlossen habe, entschieden entgegenzutreten", heißt es in dem Brief, der von Gunter Sachs unterschrieben wurde.

Auch die Stiftung von Sachs' Ex-Frau Brigitte Bardot hat die Nachricht über den Selbstmord inzwischen bestätigt. Gunter Sachs' Privatsekretär habe der Stiftung den Tod telefonisch mitgeteilt, heißt es. Bardot wurde informiert und sei "zusammengebrochen", teilte ihre Stiftung mit. Sie habe auch nach der Scheidung "ein sehr enge Verbindung mit Gunter Sachs" gepflegt, der sie seit 20 Jahren bei ihrer Tierschutz-Stiftung unterstütze.

Gunter Sachs, dessen erster Vorname Fritz ist, wurde am 14. November 1932 im fränkischen Mainberg bei Würzburg geboren. Sein Vater war der Großindustrielle Willy Sachs, sein Urgroßvater der Automobilhersteller Adam Opel.

Nach der Trennung seiner Eltern 1935 wuchs er bei seiner Mutter Elinor von Opel in der Schweiz auf. Sachs war von klein auf für Sensationen gut - mit 14 gewann er im Simultanschach gegen neun Lehrer seines Internats. Er studierte Mathematik und Wirtschaft, absolvierte eine Feinmechaniker- sowie eine Banklehre und erwarb schließlich noch ein französisches Dolmetscherdiplom.

Im Jahr 1958 wurde Sachs von zwei Schicksalsschlägen heimgesucht: Seine erste Frau Anne-Marie Faure kam aufgrund eines Narkosefehlers ums Leben; sein Vater, der als NSDAP- und SS-Mitglied einst beste Kontakte zu NS-Größen gepflegt hatte, beging im Alter von 62 Jahren Selbstmord.

Obwohl Gunter Sachs sich daraufhin für einige Zeit im Familienunternehmen engagierte, machte er in den folgenden Jahren vor allem durch seinen ausschweifenden Lebensstil auf sich aufmerksam. So wird er zu den Entdeckern des damals noch unbekannten französischen Fischerdorfs St. Tropez gezählt.

"Deutschlands einziger Playboy"

Der Ruf, "Deutschlands einziger Playboy" zu sein, folgte ihm rund um die Welt. 1962 sorgte seine Liaison mit der persischen Exkaiserin Soraya für Schlagzeilen.1966 heiratete er in Las Vegas den französischen Film-Star Brigitte Bardot, die damals als eine der schönste Frauen der Welt galt. Die Ehe hielt allerdings nur drei Jahre.

1969 heiratete er das schwedische Modell Mirja Larsson, 2009 feierte das Paar die Rubinhochzeit. Aus seinen drei Ehen gingen drei Söhne hervor, der 1955 geborene Sohn Rolf aus erster Ehe und die Söhne Christian Gunnar und Claus Alexander aus der Verbindung mit Mirja.

Neben seinem Leben im Jet Set wurde Sachs auch als Kunstsammler bekannt und pflegte Kontakte zu Künstlern wie Andy Warhol, Yves Klein oder Salvador Dalì.

Kunstsammler und Fotograf

Daneben tat er sich als Fotograf und Dokumentarfilmer hervor, seine Bilder wurden in mehr als 40 Ausstellungen weltweit gezeigt. Zu seinen bevorzugten Motiven gehörten weibliche Akte und surreale Bilder. Sein Wintersport-Film "Happening in White" erhielt vor etwa 40 Jahren den ersten Preis des Internationalen Olympischen Komitees.

Mitte der Neunziger widmete sich Sachs zusehens der Astrologie. 1995 gründete er ein "Institut zur empirischen und mathematischen Untersuchung des möglichen Wahrheitsgehaltes der Astrologie in bezug auf den menschlichen Charakter". Sein Buch "Akte Astrologie" stand 1997 für 21 Wochen auf der Bestsellerliste des Spiegel.

Im Herbst 2005 veröffentlichte Gunter Sachs eine Autobiografie mit dem Titel "Mein Leben". Bis zuletzt soll er mit seiner Frau zwischen seinen weltweit verteilten Villen und Eigentumswohnungen hin- und hergependelt sein.

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