Abschlussbericht zur Plagiatsaffäre:Angenommen, man glaubt Guttenberg ...

Lesezeit: 1 min

Karl-Theodor zu Guttenberg beteuert, dass er die Universität nicht täuschen wollte. Seine fehlerhafte Doktorarbeit begründet er unter anderem mit "chaotischer" Arbeitsweise. Aber bleibt so viel Schlampigkeit tatsächlich auf private Belange beschränkt? Selbst wenn man dem Plagiator Glauben schenken will, wäre eine Rückkehr Guttenbergs in die Politik nicht wünschenswert.

Tanjev Schultz

Selbst wenn man Karl-Theodor zu Guttenberg den Gefallen tut und ihm glaubt, ist das Ergebnis für ihn verheerend. Wenn es wirklich so wäre, dass er die Universität nicht täuschen wollte, wenn er wirklich nur mit lauter Dateien und Quellen durcheinandergekommen ist - was für ein Mensch wäre er dann?

"Zustand der Dauervergesslichkeit" - so urteilt die Uni Bayreuth über die Art und Weise, wie der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg seine Doktorarbeit angefertigt haben soll. (Foto: AFP)

Er wäre ein Mann, der schnell in einen "Zustand der Dauervergesslichkeit" gerät. So sagt es die Universität. Er wäre ein Mann mit "chaotischer" Arbeitsweise. So sagt es Guttenberg selbst.

Ein Mann mit solchen Eigenschaften sollte sich von der Politik lieber fernhalten. Es ist doch schwer zu glauben, dass so viel Schlampigkeit und so wenig Erinnerungsvermögen nur auf private Belange beschränkt bleiben würden.

Eine rasche Rückkehr Guttenbergs in die Politik, wie sie seine Freunde fordern, ist also selbst dann nicht wünschenswert, wenn man den Beteuerungen des Plagiators Glauben schenkt.

Nicht nur an der Uni Bayreuth hält man seine Beteuerungen, ohne Absicht abgeschrieben zu haben, ohnehin für Schutzbehauptungen. Der Bericht und das Urteil der Hochschule entsprechen der Linie, der die Verwaltungsgerichte seit Jahren folgen. Guttenbergs Fall wurde nicht härter bewertet als andere, er ist nur viel prominenter.

Kommt aber nicht, wie einige meinen, Guttenbergs Doktorvater viel zu billig davon? Dessen Gutachten ist im Lichte der Plagiate ja mehr als peinlich. Mag sein. Doch der Täuschende war Guttenberg - nicht der Doktorvater, der die Täuschung nicht erkannt hat. Und ihren Ärger über dessen laxe Benotungspraxis hat die Hochschule klar formuliert.

Die Uni Bayreuth ist auf dem Weg, ihren Ruf zu retten. Das kann man von Guttenberg nicht behaupten.

Das Gutachten der Uni Bayreuth finden Sie hier im pdf-Format.

© SZ vom 12.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Guttenberg: Zitate zur Plagiatsaffäre
:Von "abstrusen" Vorwürfen und "schmerzlichen Schritten"

Jetzt hat er es schriftlich: Karl-Theodor zu Guttenberg hat bei seiner Doktorarbeit "vorsätzlich getäuscht", sagt die Kommission der Uni Bayreuth. Er selbst sieht das anders. Die gesammelten Zitate zur Plagiatsaffäre.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: