Unbekannte Berufe:Ich werde was, was du nicht kennst

Compliance Officer, Bildungscontroller und Regulatory Affairs Manager: Viele neue Berufsbilder sind unbekannt - dabei bieten sie häufig gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Jutta Pilgram

Was macht eigentlich ein "Vision Clearance Engineer"? Er putzt die Fenster. Womit beschäftigt sich ein "Stock Replenishment Adviser"? Er füllt Regale im Supermarkt auf. Und was ist ein "Waste Removal Manager"? Ein Müllmann. Moderne Berufsbezeichnungen sind immer gut für einen Witz. Es gibt allerdings auch exotisch klingende Job-Titel, hinter denen sich ernsthafte Qualifikationen verbergen. Eine Forsa-Umfrage belegt, dass viele dieser neuen Berufsbilder unter Erwerbstätigen unbekannt sind, obwohl sie stark nachgefragt werden und gute Jobchancen bieten.

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Vom Keil zum Computer, die Entwicklung geht weiter. Erst in der vergangenen Woche hat das Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn wieder 16 neue oder modernisierte Berufsbilder präsentiert.

(Foto: dapd)

So wissen fast 80 Prozent der Befragten nicht, was ein Compliance Officer tut. Den Beruf des Bildungscontrollers kennt lediglich etwa ein Drittel der Erwerbstätigen. Und unter einem Drug Research Manager, einem Regulatory Affairs Manager oder einem Lobbyisten kann sich nur jeder Zweite etwas vorstellen. Sogar die Aufgaben von Sicherheitsmanagern sind laut Umfrage längst nicht jedem Befragten geläufig.

"Diese Berufe professionalisieren sich zum Teil gerade erst, daher gibt es noch keine grundständige Ausbildung", sagt Professor Ada Pellert, Präsidentin der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW) in Berlin. Sie hat die Studie, für die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Februar und März 1000 Erwerbstätige befragt hat, in Auftrag gegeben. Mit einem Hintergedanken freilich: Abgefragt wurden nur Berufsbilder, zu denen die DUW selbst einen Studiengang anbietet und denen es offenbar an öffentlicher Wahrnehmung fehlt.

Warum sind Berufe unbekannt? Oft liegt es daran, dass es nur wenige Vertreter des Fachs gibt und die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt gering ist. So wissen nur wenige Menschen, womit sich Federmacher oder Flexographen beschäftigen, obwohl beides seit Jahrzehnten offiziell anerkannte Ausbildungsberufe sind, in denen es um die Herstellung von Metallfedern und Stempel geht.

Andere Berufsbezeichnungen lösen deshalb Kopfschütteln aus, weil sie ihre Namen im Zuge der Globalisierung an international übliche Titel angepasst haben. Meistens jedoch markieren neue Berufsbezeichnungen einen Wandel in der Arbeitswelt. Sie zeigen, dass sich die Anforderungen von Arbeitgebern verändern - und damit auch das Aufgabenprofil von Beschäftigten. Zu dieser Kategorie zählen auch die Berufe aus der Forsa-Umfrage.

Renovierte Ausbildungen

Compliance Manager sorgen beispielsweise nach Korruptionsskandalen für rechtskonformes Verhalten in Konzernen. Die meisten Großunternehmen haben heute eigene Compliance-Abteilungen.

Bildungsmanager oder Bildungscontroller kümmern sich um die Qualifikation von Mitarbeitern innerhalb eines Betriebs. Sie überlegen, welche Fähigkeiten in Zukunft gefordert sein werden und wie man Belegschaften rechtzeitig darauf vorbereitet.

Drug Research Manager und Regulatory Affairs Manager begleiten den Lebenszyklus eines Medikaments in Pharmaunternehmen - von der Idee für ein neues Arzneimittel über die Marktzulassung bis zu seinem Verkauf in einer Apotheke.

Lobbyisten pflegen Kontakte, versorgen Politiker mit Informationen oder bringen die Interessen von Unternehmen oder Verbänden in Entscheidungsprozesse ein.Erklärungsbedürftig sind auch manche der Tätigkeiten, die dasBundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) in Bonn einmal im Jahr vorstellt. In der vergangenen Woche hat es wieder 16 modernisierte Berufsbilder präsentiert. Oft verbirgt sich dahinter keine völlig neuen Profession, sondern nur eine renovierte Ausbildungsordnung. So kommt in diesem Jahr der Packmitteltechnologe neu auf den Markt - in der Vergangenheit gab es ihn bereits als Verpackungsmittelmechaniker.

Im Jahr zuvor waren die Milchtechnologen ein Novum, sie lösen die Molkereifachleute ab. Die Ausbildung zum Geomatiker hingegen entstand durch eine Fusion: Sie setzt sich zusammen aus den alten Berufen des Kartographen und des Vermessungstechnikers.

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