Mehr Geld:Firmen stocken Urlaubsgeld auf

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Bei manchen reicht es gerade mal für eine Flasche Wein, bei anderen springt vielleicht ein ganzes Abendessen am Strand heraus: Viele Firmen stocken in diesem Sommer das Urlaubsgeld auf - doch es gibt große Unterschiede.

Andreas Jalsovec

Bei den Beschäftigten im Einzelhandel dürfte es nur schwer für zwei Pizzen und eine Flasche Wein reichen. Die Metaller hingegen können dieses Jahr in den Sommerferien einmal öfter essen gehen. Sie bekommen fast 50 Euro mehr Urlaubsgeld von ihren Arbeitgebern ausgezahlt. Im Einzelhandel sind es nur 16 Euro.

(Foto: SZ Grafik)

Auch in sechs weiteren Branchen dürfen sich Arbeiter und Angestellte in diesem Sommer über ein Plus in der Urlaubskasse freuen - wenn auch oft nur ein kleines. Das zeigt eine Auswertung des WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Am höchsten fällt der Zuwachs in einigen Betrieben des Kfz-Gewerbes aus. Dort steigt das Urlaubsgeld um fast 100 Euro. Den geringsten Anstieg gibt es bei der Bahn: Deren Beschäftigten bekommen nur 7,30 Euro mehr.

Allerdings: Bei der Hälfte der vom WSI-Tarifarchiv insgesamt untersuchten 22 Wirtschaftszweige gibt es gar keine Erhöhung. "Ein Plus ist meist nur dann fällig, wenn das Urlaubsgeld an die Höhe des monatlichen Lohns gekoppelt wird - und dieser 2011 gestiegen ist", sagt Reinhard Bispinck, Tarifexperte bei der Hans-Böckler-Stiftung.

In vielen Branchen wurden in den Tarifrunden des vergangenen Jahres aber nur zusätzliche Einmalzahlungen vereinbart - etwa in der chemischen Industrie. Das Urlaubsgeld bleibt dann unverändert. Das gilt meist auch für jene Branchen, in denen die sommerliche Sonderzahlung unabhängig vom Monatsentgelt ist, etwa in der Landwirtschaft.

Die Unterschiede zwischen den Wirtschaftszweigen beim Urlaubsgeld sind enorm. So müssen sich Arbeiter im Steinkohlebergbau mit 156 Euro begnügen. Angestellte in der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie bekommen dagegen in Westdeutschland fast 2060 Euro. Banken und Energieunternehmen bezahlen gar kein Urlaubsgeld. Dort spendieren die Firmen einmal jährlich an Weihnachten eine Sonderzahlung in Höhe eines Monatsgehalts.

Noch mehr Sonderzahlungen

Einen Trend der Firmen, Urlaubsgelder zu kürzen, sieht WSI-Experte Bispinck aber nicht. Im Gegenteil: Wegen der guten wirtschaftlichen Lage legten vor allem große Betriebe derzeit eher noch zusätzliche Sonderzahlungen drauf: "Im Moment haben wir keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Firmen beim Urlaubsgeld kürzen wollen." In den meisten untersuchten Branchen können die Arbeitnehmer 30 Tage in die Ferien gehen. Mehr Urlaubstage gibt es in keinem der Wirtschaftszweige. Arbeiter in der Landwirtschaft haben maximal sogar nur 26, Bahnbeschäftigte höchstens 29 Tage Urlaub.

Die Untersuchung des WSI-Tarifarchivs bezieht sich auf Branchen, in denen es einen Tarifvertrag gibt. Dort haben Arbeitnehmer auch einen Rechtsanspruch auf ihr Urlaubsgeld - sofern es dazu im Tarifvertrag eine entsprechende Regelung gibt.

Aber auch Arbeitnehmer in Firmen ohne Tarifvertrag können in bestimmten Fällen auf die Zahlung eines Urlaubsgeldes pochen. Dann nämlich, wenn die Sonderzahlung in den vergangenen Jahren regelmäßig und ohne Vorbehalt ausgezahlt wurde, erläutert Tarifexperte Bispinck: "Dann kann man unter Umständen von einer betrieblichen Übung ausgehen." Der Arbeitgeber muss in diesem Fall das Urlaubsgeld mindestens noch ein Jahr weiter zahlen. Will er es kürzen, muss er das mit der Belegschaft aushandeln.

© SZ vom 25.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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