Ehemaliger SPD-Landeschef:Hoderleins bitterer Abgang

Er war Landeschef der bayerischen SPD, doch nun hat er genug: Warum Wolfgang Hoderlein die Partei verlässt.

Olaf Przybilla

In der bayerischen SPD hat Wolfgang Hoderlein sämtliche Ämter bekleidet - das hat es so zuvor noch nicht gegeben. Noch nie in der Geschichte der Bayern-SPD hat einer wirklich alle Ämter innegehabt: Hoderlein war Ortsvorsitzender, Kreischef, Unterbezirksvorsitzender, Bezirkschef, er war Generalsekretär und Landesvorsitzender. Das müsse man wissen, sagt Hoderlein, um zu ahnen, wie groß der Schritt sei, zu dem er sich nun entschlossen habe: Nach 37 Jahren Mitgliedschaft ist Hoderlein aus der SPD ausgetreten.

Die Gründe dafür wirken nicht weniger fundamental: In der oberfränkischen SPD glaubt Hoderlein "Dilettantismus" erkannt zu haben. Noch schlimmer: Dieser werde auch noch gepaart mit "einer Meisterschaft in intriganter Patronage". Die Oberfranken-SPD sehe er dadurch auf einem "historischen Tiefpunkt" angelangt. Während sie sich früher als Herzkammer der Bayern-SPD habe fühlen dürfen und elf Abgeordnete in die Parlamente entsandte, sei die Partei inzwischen nahezu in der Versenkung verschwunden - mit nur noch sechs Abgeordneten in Landtag und Bundestag.

Als entscheidenden Grund für diesen Absturz nennt Hoderlein das "Funktionieren weiblicher Seilschaften" im SPD-Bezirksverband, der von der Bundestagsabgeordneten Anette Kramme angeführt wird. Diese "Seilschaften" hätten dazu geführt, "dass fünf von sechs Abgeordneten aus Oberfranken weiblich" sind, sagt Hoderlein. Auslöser für seinen Austritt sei der SPD-Bezirksparteitag in Marktredwitz gewesen, bei der es keinerlei Debatte über Inhalte oder den Führungsstil Krammes gegeben habe. Diese zeigt sich erstaunt. Hoderlein habe bei dem Parteitag "nicht einmal das Wort ergriffen", sagt Kramme. Sie bedauere den Parteiaustritt des früheren Landeschefs, er habe sich "große Verdienste" erworben. Zuletzt aber habe sie Hoderlein nur noch als "verbittert" wahrgenommen.

Hoderlein, 58, ist weiter Kreisrat in Kulmbach und Fraktionschef im oberfränkischen Bezirkstag. Ob er diese Fraktionen verlassen müsse, lege er in die Hände der SPD, sagt er.

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