Großpleite Lehman:Viel Fehl, wenig Tadel

Die Pleite dieser Bank brachte das Weltfinanzsystem ins Schwanken: Auf mehreren tausend Seiten haben Ermittler der Bankenaufsicht den Niedergang der Lehman Brothers durchleuchtet. Allein: Zur Rechenschaft gezogen werden die Verantwortlichen wohl nie. Der Vorstand des Instituts kommt sogar um eine Klage herum.

Mehr als zwei Jahre haben die Ermittler der US-Bankenaufsicht SEC den Fall Lehman Brothers durchleuchtet. Auf vielen tausend Seiten wurden der Niedergang der Bank und die Tricks des "Gorillas", des Bankchefs Richart Fuld, seziert. Und doch: Womöglich kommt der Vorstand des Instituts um eine Anklage herum.

Lehman Brothers auf Investoren-Suche unter Druck

Die Zentrale der Investmentbank Lehman Brothers in New York im Sommer 2008.

(Foto: dpa)

Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet, dass die SEC-Anwälte davon ausgehen, dass Lehman vor Gericht nicht beizukommen ist. Stattdessen könnte die Börsenaufsicht auf eine öffentliche Rüge setzen - ein seltenes Instrument. Strafrechtliche Konsequenzen: keine.

Dazu würde der sogenannte Report of Investigation auf der SEC-Website veröffentlicht, der das Fehlverhalten protokolliert. Zuletzt gab es eine solche Rüge beispielsweise für JP Morgan, das den Kunden Ramschpapiere verkauft und dann dagegen gewettet haben soll.

Tadel statt Gerichtssaal

Im März 2010 hatte der offizielle Untersuchungsbericht zur Lehman-Pleite, der Valukas-Report, das Vorgehen der Lehman-Manager transparenter gemacht. (Hier der Bericht im PDF-Format.) Auf mehr als 4000 Seiten hatte darin der Anwalt Anton "Tony" Valukas im Auftrag des zuständigen Gerichts nachgearbeitet, wie es zu so einer Pleite kommen konnte - und wie die letzten Tage der Bank aussahen.

"Lehmans finanzielle Notlage und die damit einhergehenden Konseqenzen für Lehmans Gläubiger und Aktionäre sind von den Lehman-Führungskräften verschlimmert worden", schrieb Valukas in seinem Bericht. Schon damals urteilte er: Die Bankchefs hätten fehlerhafte, aber nicht strafbare Entscheidungen gefällt. Jedoch sah der Report auch die Möglichkeit für rechtliche Konsequenzen: Die Manager hätten die Bilanz so manipuliert, dass sie dafür belangt werden könnten.

Doch nun könnten die Verantwortlichen bei Lehman mit bloßem Tadel davonkommen. "Die öffentliche Rüge ist die schwächste Strafe, die jemand bekommen kann", zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg den Rechtsprofessor James Cox. Ein SEC-Sprecher wollte den Fall zunächst nicht kommentieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: