Griechenland-Krise:Brüderle wettert gegen Ratingagenturen

Daumen hoch, Daumen runter: In der Griechenland-Krise zeigt sich der Einfluss der großen Ratingagenturen besonders deutlich. FDP-Fraktionschef Brüderle attackiert die Unternehmen - und fordert eine europäische Agentur, um deren Einfluss zu brechen.

Sie drohen Großbritannien, erklären griechische Staatsanleihen zu Ramsch, und der oberste US-Notenbanker warnt vor ihrem Urteil: Wenn die großen Ratingagenturen ihre Bewertungen zur Bonität von Staaten abgeben, hören Wirtschaft und Politik genau hin. Zu genau, wenn es nach Rainer Brüderle geht. Der FDP-Fraktionschef attackiert Standard & Poor's, Moody's und Fitch wegen ihrer Rolle in der Griechenlandkrise.

Brüderle präsentiert Außenwirtschaftsoffensive

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle.

(Foto: dpa)

"Über die Rolle der Ratingagenturen bei der Finanzmarktkrise muss man diskutieren", sagte Brüderle der Rheinischen Post. "Das selbstbewusste Heben oder Senken des Daumens ist schon bemerkenswert." Die Bewertung der Zahlungsfähigkeit von Staaten und Unternehmen werde von den drei US-Ratingagenturen beherrscht.

Brüderle will den mächtigen amerikanischen Agenturen etwas entgegensetzen. "Die Etablierung einer Europäischen Ratingagentur wäre Schweiß und Hirnschmalz wert, denn ein europäischer Wettbewerber würde dieses enge Oligopol aufbrechen", sagte der frühere Wirtschaftsminister.

Griechenland habe bei der Sanierung seiner Staatsfinanzen erste Fortschritte erzielt, sagte Brüderle. "Das sollten auch die Ratingagenturen zur Kenntnis nehmen." Standard & Poor's hatte zuletzt griechische Anleihen um drei Bonitätsstufen von B auf den Ramschstatus CCC gesenkt. Die Agentur begründete das damit, dass ein Zahlungsausfall Griechenlands immer wahrscheinlicher werde.

Dass die Ratingagenturen einen Zahlungsausfall Griechenlands für möglich halten, zeigte sich erst wieder an diesem Mittwoch: Moody's gab bekannt, dass man über eine Herabstufung der französischen Banken BNP Paribas, Société Générale und Crédit Agricole nachdenke. Der Grund: Alle drei besitzen griechische Staatsanleihen, Anteile an griechischen Unternehmen oder haben Kredite an den Privatsektor des Landes vergeben.

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