Foodwatch lässt abstimmen:User küren Milchschnitte zur Top-Werbelüge

Mehr Fett und Zucker als eine Schokotorte: Die Online-Abstimmung der Verbraucherschützer von Foodwatch hat ein klares Ergebnis. Die User kürten das Marketing für die Milchschnitte zur dreistesten Werbelüge. Foodwatch attackiert deswegen nun den Deutschen Fußball-Bund, der sich vom Hersteller Ferrero sponsern lässt.

Sportlich, locker, leicht - das ist das Image, mit dem Ferrero seine Milchschnitte bewirbt. Eine dreiste Werbelüge, sagt dagegen die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. Der Snack sei eine Zucker- und Fett-Bombe. So sahen es auch mehr als 51.000 User, die online für die Milchschnitte stimmen: Sie gewann somit den Goldenen Windbeutel für die dreisteste Werbelüge 2011. Schlechte Publicity erwartet auch die, die nur für den Negativpreis nominiert waren, wie nimm2 von Storck. Foodwatch kritisiert in diesem Video ironisch, dass sich die Firma in der Werbung an Kinder wende, dies aber abstreite.

An der von Foodwatch initiierten Online-Abstimmung nahmen insgesamt 117.688 Menschen teil. Eine große Mehrheit von 43,5 Prozent stimmte für die Milchschnitte. Die weiteren Ergebnis der Etikettenschwindel-Liste:

[] Platz zwei: Activia von Danone mit 28,9 Prozent der Stimmen

[] Platz drei: nimm2 von Storck mit 16,1 Prozent

[] Platz vier: Ferdi Fuchs Mini-Würstchen von Stockmeyer mit 5,9 Prozent

[] Platz fünf: Schlemmertöpfchen Feine Gürkchen von Kühne mit 5,7 Prozent

Foodwach lässt kein gutes Haar an der Milchschnitte: "Die Ferrero-Manager täuschen ihre Kunden nach Strich und Faden, wenn sie ein solches Produkt als sportlich-leichte Zwischenmahlzeit bewerben", sagte die Leiterin der Foodwatch-Kampagne gegen Etikettenschwindel, Anne Markwardt. Mit einer so krass irreführenden Werbung trage Ferrero eine erhebliche Mitverantwortung dafür, dass in Deutschland bereits 15 Prozent der Kinder als übergewichtig gelten würden. Die Milchschnitte habe mehr Kalorien als ein Stück Schoko-Sahnetorte: Der Zucker- und Fettgehalt liege bei rund 60 Prozent.

Der Süßwarenkonzern Ferrero bewirbt die Milchschnitte mit dem Slogan "Schmeckt leicht". Spitzensportler wie die Klitschkos treten in den Werbespots auf.

Der Geschäftsführer der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, Thilo Bode, kritisierte den Deutschen Fußball-Bund (DFB) für seine Kooperation mit dem Süßwaren-Hersteller Ferrero. Ferrero ist ein offizieller Partner des DFB. Es sei inakzeptabel, dass der größte Sportverband der Welt genutzt werde, um "als harmlose Zwischenmahlzeiten getarnte Dickmacher unters Volk zu bringen", sagte Bode.

Der Foodwatch-Geschäftsführer warf der Lebensmittelindustrie vor, sie habe sich selbst eingemauert und agiere defensiv. Sie behaupte, alles sei super und stecke als Antwort mehrere Millionen in eine bessere Kommunikation. Solange die Industrie nicht einsehe, dass ihre Produkte das Problem seien und nicht die Verbraucher und kritische Organisationen wie Foodwatch, werde sich nichts ändern.

Der Süßwarenhersteller Ferrero hat den Negativpreis abgelehnt. Foodwatch wollte den Preis am Freitag der Geschäftsführung des Unternehmens in Frankfurt am Main übergeben. Ein Empfangsmitarbeiter teilte jedoch per Gegensprechanlage mit, dass die Firma die Annahme des Windbeutels verweigere und auch niemand für Gespräche bereitstünde. "Die hier gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen geben uns keine Hinweise darauf, dass die Verbraucher die Werbung für Milchschnitte als irreführend empfinden", teilte das Unternehmen mit. "Wir stimmen den Vorwürfen von Foodwatch daher keinesfalls zu und nehmen den Negativ-Award nicht an."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: