Verwirrung um bestandenen Stresstest:Stuttgart 21: Wilde Spekulationen

Es klang nach einer Hiobsbotschaft für die Gegner von Stuttgart 21: Ein Zeitungsbericht zitiert Baden-Württembergs Verkehrsminister Hermann mit der Aussage, die Bahn habe den Stresstest für das umstrittene Bahnprojekt wohl erfolgreich absolviert. Doch nun dementiert der Minister: Derartige Aussagen seien nie gefallen, sagte sein Sprecher sueddeutsche.de.

Roman Deininger, Stuttgart

Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat mit einem angeblichen Interview zum Stresstest bei Stuttgart 21 Verwirrung hervorgerufen: Die Deutsche Bahn werde die laufende Effizienzprüfung für den geplanten Tiefbahnhof nach "den bisher durchgesickerten Informationen" wohl "irgendwie schaffen" - so wird Hermann in einem Bericht zitiert, der am Samstag sowohl in der "Berliner Zeitung" als auch in der "Frankfurter Rundschau" erschienen ist.

Polizei untersucht Baustelle nach Ausschreitungen

Das Bahnprojekt Stuttgart 21 ist derzeit eine Baustelle - im tatsächlichen und im übertragenen Sinne des Wortes.

(Foto: dpa)

Doch nun dementiert der Minister: "Die Ergebnisse des Stresstests zum Milliarden-Bahnprojekt Stuttgart 21 liegen dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg noch nicht vor", erklärte Hermann am Samstagvormittag. Sein Sprecher sagte sueddeutsche.de, ein entsprechendes Interview der beiden Zeitungen mit dem Minister habe "nicht stattgefunden", die zitierten Aussagen seien "nie gefallen". Berichte über einen möglichen Ausgang des Stresstests seien momentan "reine Spekulation".

In einer aufwendigen Computer-Simulation soll geprüft werden, ob der unterirdische Durchgangsbahnhof in der Spitzenstunde zwischen sieben und acht Uhr morgens 30 Prozent mehr leisten kann als der existierende oberirdische Kopfbahnhof. Dazu müssten in diesem Zeitfenster 49 Züge abgefertigt werden können. Aktuell sind es am Stuttgarter Hauptbahnhof 37. Der Stresstest war in wochenlangen Schlichtungsgesprächen zwischen der früheren schwarz-gelben Landesregierung, die Stuttgart 21 befürwortete, und Projektgegnern Ende vergangenen Jahres vereinbart worden. Das renommierte Schweizer Verkehrsberatungsunternehmen SMA wird die Ergebnisse als unabhängiger Gutachter bewerten.

Wie sueddeutsche.de am Samstag aus Kreisen der Deutschen Bahn erfuhr, ist die Bahn - wie schon in der Vergangenheit ausgedrückt - zuversichtlich, dass Stuttgart 21 den Stresstest besteht. Man wolle aber der Prüfung des Stresstests durch die SMA auf keinen Fall vorgreifen, hieß es. Bereits Ende Mai sagt Bahnchef Rüdiger Grube der Süddeutschen Zeitung: "Die bis jetzt vorliegenden Ergebnisse des Stresstests deuten alle darauf hin, dass wir bei einem guten Fahrplan keine Probleme haben werden, in Spitzenzeiten 49 Züge abfertigen zu können."

Die Bahn will die Landesregierung am 11. Juli über die Resultate informieren, am 14. Juli um 16 Uhr sollen sie dann in einer öffentlichen Veranstaltung im Stuttgarter Rathaus erörtert werden. Heiner Geißler hat zugesagt, in seine Schlichter-Rolle zurückzukehren und die Diskussion zu moderieren. Kritiker von Stuttgart 21 hoffen, dass das Ergebnis für den neuen Bahnhof Verbesserungsbedarf aufzeigt und damit Kostensteigerungen bedingt. Übersteigt Stuttgart 21 einen Finanzrahmen von 4,5 Milliarden Euro, wollen sich die in Baden-Württemberg mit der SPD regierenden Grünen aus dem Projekt zurückziehen.

In dem inzwischen von ihm dementierten Bericht der Berliner Zeitung bekräftigt Minister Hermann seine Zweifel, dass Stuttgart 21 die Prüfung besteht: "Die Frage wird sein, in welcher Qualität die Bahn den Bahnhof bedienen kann: Ist es eine Qualität, die man akzeptieren kann, oder eine, die für diesen Projektpreis unakzeptabel ist - ich bin da nach wie vor sehr skeptisch." Zumindest diese Aussage Hermanns dürfte weiter gelten.

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