Abschaffung der Hauptschule:CSU warnt CDU vor "Schulexperiment"

Oberschule statt Haupt- und Realschule, ein Vorschuljahr für alle - mit ihrem neuen Schulkonzept plant die CDU den großen Wurf. Doch bei der Schwesterpartei CSU stoßen die Reformpläne auf deutliche Ablehnung. Vom "Gouvernantenstaat" und von "Retro-Pädagogik" ist die Rede.

Der CDU-Bundesvorstand will an diesem Montag über ein neues schulpolitisches Konzept entscheiden. Darin nimmt die Partei Abschied vom dreigliedrigen Schulsystem und der Hauptschule - stattdessen soll es künftig nur noch das Gymnasium und eine Oberschule geben. Bei der Schwesterpartei CSU stoßen diese Pläne jedoch auf heftige Kritik.

CDU will sich von der Hauptschule verabschieden

Die CDU will sich von der Hauptschule verabschieden - die Schwesterpartei CSU hält dagegen.

(Foto: dpa)

Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) warf der CDU vor, Familien unter staatliche Aufsicht stellen zu wollen. "Wenn die CDU tatsächlich dieses Papier beschließt, bewegt sie sich weiter auf einen 'Gouvernantenstaat' zu", sagte Haderthauer der Welt. Ausdrücklich wandte sie sich gegen ein verpflichtendes letztes Kindergartenjahr beziehungsweise Vorschuljahr, wie es die CDU vorsieht.

Auch Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sprach sich gegen die Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen aus. Die Abschaffung der Hauptschule als Kernschulart sei der falsche Schritt, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Eine Pädagogik, die für alle das Gleiche vorsehe, sei "ein Stück Retro-Pädagogik".

Mit dem neuen System der CDU werde einzelnen jungen Menschen die Möglichkeit genommen, eine passgenaue Bildungsmöglichkeit zu bekommen. Die von der Union in ihrem neuen schulpolitischen Konzept geplante Abschaffung der Hauptschule bedeute die Abkehr vom Weg der vertieften Berufsorientierung, fügte Spaenle hinzu. Trotz des Schülermangels müsse die Hauptschule als zusätzliche Schulform mit dem Fokus auf der vertieften Berufsorientierung erhalten bleiben.

Ähnlich äußerte sich CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. "Der Schlüssel zum Bildungserfolg ist doch die individuelle Förderung. Deshalb ist Vielfalt besser als Uniformität", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. "Wir sollten uns endlich verabschieden von den ewigen Schulexperimenten und Systemdebatten und stattdessen alles dafür tun, dass jeder junge Mensch begabungsgerecht gefördert wird."

Die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, betonte, in Bayern werde es auch weiterhin Haupt- und Realschulen geben. Die Bildungspolitik soll das zentrale Thema auf dem CDU-Parteitag im November in Leipzig sein. Das Konzept der Parteispitze soll nach deren Willen bis dahin mit der Basis ausgiebig diskutiert werden.

CDU-Spitzenpolitiker haben indes grundsätzliche Unterstützung für ein neues Schulkonzept signalisiert. Die Vorschläge der Bundes-CDU gingen "absolut in die richtige Richtung", sagte der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister (CDU) vor Beratungen in den CDU-Spitzengremien in Berlin. Thüringens Regierungschefin Christine Lieberknecht (CDU) sagte, in ihrem Land habe es Hauptschulen gar nicht gegeben. "Deswegen: Was in Thüringen gut geht, warum soll das nicht auch woanders gehen?"

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