SZ-Podiumsdiskussion zur Energiewende:Ein Plan für mehr Windkraft

Die Kommunen im Landkreis sollen gemeinsam festlegen, wo die Anlagen erlaubt sind. Das fordern die Bürgermeister beim SZ-Forum.

Bernhard Lohr

Die Kommunen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sollen vereint festlegen, wo riesige Windräder aufgestellt werden dürfen - und wo nicht. Die Geretsrieder Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteifrei) forderte am Mittwoch beim SZ-Forum in der Wolfratshauser Loisachhalle einen gemeinsamen Flächennutzungsplan aller Städte und Gemeinden. Ähnlich äußerte sich auf der Veranstaltung der Süddeutschen Zeitung unter dem Titel "Energieautark bis 2035 - Vision oder Illusion?" auch der Bürgermeister von Münsing, Michael Grasl (Freie Wähler). Irmer und Grasl verwiesen auf das Vorbild des Landkreises Starnberg, dessen Kommunen genauso vorgehen.

SZ  Podiumsdiskussion zum Thema Energiewende

Der Heimatpfleger, die Forscher und die Praktikerin: Auf dem SZ-Podium in der Wolfratshauser Loisachhalle diskutierten (von links) Stefan Hirsch, Wolfgang Schölkopf, Wolfgang Seiler und Bürgermeisterin Cornelia Irmer. Die Gesprächsführung hatte SZ-Ressortchef Ulrich Schäfer.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Auf Drängen der Geretsrieder Bürgermeisterin ist die gemeinsame Planung für die Windkraft auch Thema der Dienstbesprechung der Bürgermeister, die am Montag, 18. Juli, bei Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) stattfindet. Niedermaier plädierte zuletzt dafür, diese heiklen Standortfragen über eine Fortschreibung des Regionalplans zu klären. Doch das geht vielen im Landkreis zu langsam.

Noch ist die Windkraft im Oberland keine echte Option. Der Moderator der Diskussion, SZ-Ressortleiter Ulrich Schäfer, sprach vor rund 140 Gästen beim Blick auf eine Karte, die im Süden Bayerns nur vereinzelte Standorte zeigte, von einem "Entwicklungsland bei der Windkraft". Doch so umstritten die bis zu 200 Meter hohen Anlagen im Voralpenraum sind: An diesen führt im Landkreis derzeit keine Diskussion vorbei, wenn es um die Energiewende geht.

Irmer forderte, die Kommunen müssten schnell "das Heft in die Hand nehmen" und Planungssicherheit schaffen. Andernfalls könnten sie vor dem Problem stehen, dass Investoren an einem allein ihnen genehmen Standort ein Windrad errichten könnten - und die Kommunen, weil die Anlagen derzeit rechtlich privilegiert sind, deren Bauantrag nicht ablehnen könnten.

In der Bürgermeisterdienstbesprechung am 18. Juli dürfte es auch um einen Punkt gehen, den der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Energiewende Oberland, Wolfgang Seiler, beim SZ-Forum vorbrachte: dass der Landkreis Weilheim-Schongau ein Klimaschutzkonzept hat und der Landkreis Miesbach an einem arbeitet, in Bad Tölz-Wolfratshausen jedoch nichts passiert. Seiler warnte, der Landkreis könnte mangels Konzepten beim Umbau der Energieversorgung ins Hintertreffen geraten und zu einem "weißen Fleck" werden.

"Wir müssen etwas tun"

Wie groß die Vorbehalte gegenüber der Windkraft sind, brachte auf dem Podium Bezirksheimatpfleger Stefan Hirsch zum Ausdruck. Es drohe eine "gehörige Landschaftsveränderung", sagte er. Diese Technik sei dort einzusetzen, wo starker Wind wehe - und da seien europäische Lösungen gefragt. Ohne den Blick über den Gartenzaun sei die Energiewende verträglich nicht hinzubekommen.

Der Energiewende-Vorsitzende Seiler hielt dagegen: "Die Wertschöpfung muss hierbleiben." Wolfgang Schölkopf vom Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung in Garching rief dazu auf, im Landkreis das Mögliche für eine Energiewende in Gang zu setzen. "Ich möchte Frau Irmer sehr heftig unterstützen. Wir müssen etwas tun." Schölkopf erklärte, die Energieversorgung der Zukunft müsse wesentlich stärker dezentral, also auf Ebene der Kommunen, organisiert werden.

Geretsried hat sich da als einzige Kommune im Landkreis bisher ein Ziel beim Klimaschutz gesetzt. Bis 2020 soll laut eines Beschlusses des Stadtrats der Kohlendioxid-Ausstoß - den Verkehr ausgenommen - um 40 Prozent sinken. Viel erwartet Geretsried aber vor allem durch ein geplantes Geothermiekraftwerk in Gelting und Windkraftanlagen auf der Schwaigwaller Höhe. Wie beim SZ-Forum deutlich wurde, könnte ein "Tiefflugkorridor" für Militärjets die Gerestrieder Pläne zunichte machen. Irmer sagte, genau in dessen Bereich seien Standorte, "die für unsere Windkraftanlagen attraktiv wären."

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