S-Bahn-Ausbau in Bruck:Brüchiges Bündnis

Eigentlich steht die Aufgabe der Interessengemeinschaft "S-4-Ausbau" schon in ihrem Namen. Doch für die unterschiedlichen Positionen der beteiligten Parteien findet sich kein gemeinsamer Nenner.

Peter Bierl

Die Spannungen im Landkreis-Bündnis "S-4-Ausbau jetzt" bleiben bestehen. Die SPD will einen zweiten S-Bahn-Tunnel in München und parallel dazu den Ausbau der S4, die Grünen halten die Röhre für falsch und eine Geldverschwendung. Der CSU-Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet sieht eine "gewaltige Finanzierungslücke" bei der Röhre. Er plädiert für eine bundesweite Pkw-Maut und will "kleinere Maßnahmen" auf der S-4-Strecke vorziehen. Die Puchheimer SPD verzichtete dagegen am Dienstag im Stadtrat auf die Forderung nach einem parallelen Ausbau von S4 und zweiter Stammstrecke.

"Es macht wenig Sinn, das zu verquicken", sagte der designierte Puchheimer SPD-Bürgermeisterkandidat Norbert Seidl, nachdem sein Kontrahent von den Grünen, Manfred Sengl, Kritik geübt hatte. Die Puchheimer SPD schert damit aus der Kampagne der Kreis-SPD in einem wichtigen Punkt aus.

Bocklet hatte, ebenso wie Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), schon vor Monaten erklärt, dass die zweite Röhre für Bayern ohne Olympiazuschlag nicht bezahlbar wäre. Die CSU-Politiker gaben damit indirekt Martin Runge (Grüne) recht, der seit Jahren warnt, die Röhre werde sehr teuer und das Angebot für die Pendler verschlechtern, weil kein Geld mehr übrig bleibe.

Für die SPD ist Geld kein Problem. Durch die Entscheidung des Olympischen Komitees, die Winterspiele 2018 nach Südkorea zu vergeben, habe sich die Lage nicht verändert, sagte Kreisvorsitzender Michael Schrodi. Die SPD will die "Ertüchtigung" der S4 parallel zum Tunnelbau in München gestemmt haben. Dazu müsste die Berliner Koalition bloß über ihren Schatten springen. "Es ist eine politische Frage, ob der Bund die defizitäre Finanzierung der Bahn aufstockt oder nicht", sagte Schrodi der SZ.

Dass die für Jahresmitte von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) versprochene Nutzen-Kosten-Analyse für den viergleisigen Ausbau der S4 nicht vorliege, wertet er als weiteren Beleg dafür, dass es am politischen Willen fehlt.

Landrat Thomas Karmasin (CSU) hält den "Bypass" für die Münchner S-Bahn für unabdingbar, der Bund solle "rasch über eine alternative Finanzierung" nachdenken. Auch sein Parteifreund Bocklet sagt, er sei der festen Überzeugung, dass sich an "Dringlichkeit und Notwendigkeit" des zweiten Tunnels nichts geändert habe. Eine Fertigstellung bis 2018 ohne Olympia-Zuschlag sei jedoch "völlig unrealistisch". Es fehlten etwa 800 bis 900 Millionen Euro. Die Summe, die im Fördertopf des Bundes vorgesehen ist, sei so begrenzt, dass alles nach München fließen müsste.

"Im Landtag gibt es keine Mehrheit für ein Vorziehen der zweiten Röhre, weil sonst nirgendwo im Land etwas anderes gebaut werden könnte", sagte Bocklet. Deshalb will er die zweite Röhre in Abschnitten über einen längeren Zeitraum bauen lassen. Gleichzeitig könnte man auf der S4 mit "kleinen Verbesserungen" beginnen. Welche das sein könnten, sagte er nicht: "Ich bin kein Fachmann, vielleicht könnte man in Pasing etwas machen."

Dagegen sprach Runge von einem "Trauerspiel". Er erinnerte daran, dass der Ausbau der S4 viele Male versprochen und mehrfach vom Landtag beschlossen worden sei. "Es wird immer schwieriger werden, den Ausbau zu verwirklichen", warnte der Landtagsabgeordnete der Grünen.

Im Abschnitt Leienfelsstraße rücke die Bebauung immer weiter auf den Bahndamm zu, außerdem seien notwendige Grundstücke verkauft worden. Darum sollte man auch über Alternativen zum viergleisigen Ausbau diskutieren, die sich billiger und schneller verwirklichen ließen. Runge erinnerte an Vorschläge, den Abschnitt Buchenau-Grafrath als Überholstrecke dreigleisig auszubauen und die Signaltechnik zu verbessern.

Davon wollen SPD und CSU nichts hören. "Das ist alles dreimal geprüft worden. Ein drittes Gleis bringt nichts verglichen mit vier Gleisen und wäre zu teuer", sagte Bocklet. SPD-Kreischef Schrodi drohte auf dem Treffen des S-4-Ausbau-Bündnisses schon mit dem Austritt seiner Partei, als jemand über die Idee einer Trasse von Eichenau nach Gröbenzell debattieren wollte. "Wir müssen Druck machen und nicht auf jeder Sitzung wieder die Grundsatzdiskussion führen", sagte Schrodi dazu.

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