DFL: Bundesligarechte:A, B oder C?

Einmal mit und einmal ohne "Sportschau": Im Herbst willl die DFL die nächste Rechteperiode verhandeln. Für das Free-TV sind zwei Modelle vorgesehen, bei den Pay-TV-Modulen der Liveberichterstattung hat man schon mehr Auswahl. Der Käuferkreis ist allerdings überschaubar.

Christopher Keil

Zwei Jahre noch bleibt alles, wie es ist. Anfang August, wenn die erste Fußball-Bundesliga nach der Sommerpause wieder samstags und wie immer gegen 18.30 Uhr in der Sportschau zu sehen ist, werden sich allerdings ein paar Männer im Bundeskartellamt und bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ernste Gedanken über die Zukunft machen. Im Spätherbst will die DFL die nächste Rechteperiode verhandeln - es geht dann schon um die Jahre 2013 bis 2016 oder 2017.

FC Energie Cottbus - SG Dynamo Dresden

Die 2. Bundesliga (im Bild: Energie Cottbus gegen Dynamo Dresden am 1. Spieltag, 15. Juli) soll man nur im komplett-Paket der Liveübertragungen zu sehen bekommen.

(Foto: dapd)

412 Millionen Euro zieht die DFL derzeit aus ihren Medienpartnerschaften. In Deutschland ist der Käuferkreis für TV-Lizenzen an der Fußball-Bundesliga eher überschaubar. Man trifft sich als ARD, ZDF, Sky (früher Premiere), Sport 1 (früher DSF) und Telekom wie gute Bekannte bei dem Bieterverfahren. Für Irritationen sorgte 2006 ein Kabelnetzbetreiber (Unity Media), der die Pay-TV-Rechte ersteigerte und sie dann 2007 an Premiere weiterreichte, weil sein Geschäftsmodell nicht funktionierte.

2008 stattete das Bundeskartellamt die ARD-Sportschau mit einer Bestandsgarantie aus. Es legte fest, dass eine Gruppenvermarktung der Profivereine nur zulässig sei, wenn der Samstagsspieltag zeitnah zum Abpfiff im Free TV zusammengefasst wird. Inzwischen ist der frühere Kartellamtschef Bernhard Heitzer im Bundeswirtschaftsministerium tätig. Sein Nachfolger, Andreas Mundt, schätzt den Sportrechtemarkt wegen seiner Digitalisierung als dynamisch ein.

Das hat Auswirkungen auf die Ausschreibung. Bereits vor Wochen schickte die DFL der Wettbewerbsbehörde die geplanten Szenarien und Pakete zur Überprüfung. Dass es bei der Highlightberichterstattung zwei Modelle geben soll, ist bekannt. Eines schließt die Sportschau (18.30 Uhr) ein, das andere schließt sie aus. Es bietet die Erstverwertungsrechte für Free TV auf Netcast 2 um 19 Uhr an, also als lineares Web-TV. Im klassischen Fernsehen (Broadcast) wäre die Bundesliga nicht vor 21.45 Uhr im Bild. Damit hat DFL-Geschäftsführer Christian Seifert ein neues Konkurrenzfeld geöffnet, sofern es genehmigt wird.

Interessant sind die Pay-TV-Module für die Liveberichterstattung. Ein Basispaket A beinhaltet nach SZ-Informationen das Spiel der Woche, samstags 18.30 Uhr, dazu die Samstagnachmittagspiele drei bis fünf, wahlweise Spiel eins oder zwei ("first pick") und das Sonntagsspiel um 17.30 Uhr sowie die Live-Konferenz. Paket B führt den "second pick", also das eine, nicht ausgewählte Samstag- und das zweite Sonntagspiel (15.30 Uhr). Paket C fasst das Freitagspiel und ein mögliches drittes, paralleles Sonntagspiel um 17.30 Uhr. Alle drei Pakete werden für alle drei Vertriebswege ausgeschrieben: für Broadcast (lineares TV), IP-TV und Web-TV (lineares Internetfernsehen). Die zweite Bundesliga gibt es dagegen nur im Komplettangebot (Paket D) für alle Vertriebswege. Das soll Markteinsteiger unterstützen. Immer wieder ist zu hören, ESPN überlege, seine Geschäfte auf Deutschland auszuweiten.

Die zu Murdochs Konzern zählende Pay-TV-Plattform Sky Deutschland müsste die Pakete A bis C für Broadcast und Web-TV erwerben, um wie bisher senden zu können. Eigentlich bräuchte Sky auch IP-TV. Die Telekom zahlte bei der bisher letzten Versteigerung circa 25 Millionen Euro (jährlich) für die IP-TV-Rechte. Sky muss derzeit etwa 225 Millionen jährlich investieren, um alle Spiele live ausstrahlen zu dürfen. Das Unternehmen könnte bei Anschaffung der vergleichsweise günstigen IP-TV-Rechte sein Produkt wie früher einmal bei der Telekom (Entertain) durchleiten. Die Frage wird also sein: Was ist der Telekom eine eigene Redaktion wert?

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