Reaktionen auf die Attentate in Norwegen:"Das ist ein Albtraum"

Niemand könne Norwegen "zum Schweigen schießen": Ministerpräsident Stoltenberg ist fassungslos - und ruft sein Land nach dem schweren Doppelanschlag zum Zusammenhalt auf. Mit Bestürzung reagieren auch zahlreiche ausländische Staats- und Regierungschefs - Bundeskanzlerin Merkel spricht von einer "menschenverachtenden Tat".

Erst kostet eine Bombenexplosion im Osloer Regierungsviertel sieben Menschen das Leben, dann streckt ein Attentäter mehr als 80 Jugendliche in einem Feriencamp nieder - Norwegen ist schwer getroffen von einem Doppel-Anschlag, der in der Geschichte des Landes beispiellos ist.

Stoltenberg press conference

Sichtlich bewegt zeigt sich der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg auf einer Pressekonferenz in Oslo.

(Foto: dpa)

Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg stufte die Anschläge als "nationale Tragödie" ein. Am Samstagmorgen sagte der Regierungschef in Oslo: "Seit dem Zweiten Weltkrieg haben wir in unserem Land keine schlimmere Katastrophe erlebt." Die Tat sei unbegreiflich: "Das ist ein Albtraum." Er habe eine Botschaft an die Täter: "Ihr werdet unsere Demokratie und unser Engagement für eine bessere Welt nicht zerstören." Niemand könne Norwegen "zum Schweigen schießen", das Land werde nicht aufhören, zu seinen Werten zu stehen.

Stark bewegt über seine persönlichen Erinnerungen an das alljährliche Sommerlager, das er am Samstag eigentlich besuchen hatte wollen, sagte er: "Utøya war das Paradies meiner Jugend. Gestern wurde es in eine Hölle verwandelt."

Auch der christdemokratische Abgeordnete Geir Bekkevold nennt den Anschlag "das schwerste Gewaltverbrechen in Oslo seit dem Zweiten Weltkrieg".

Als "unfassbare Tragödie" bezeichnet König Harald V. die Ermordung von mindestens 80 Jugendlichen. Der Regent sagte: "Es ist wichtig, dass wir zusammenstehen und einander stützen."

Anteilnahme in aller Welt

Die internationale Gemeinschaft zeigte sich erschüttert über die Anschläge in Norwegen: US-Präsident Obama ruft zu einer stärkeren Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terror auf. "Es ist eine Mahnung, dass die gesamte internationale Gemeinschaft dazu beitragen muss, dass solch ein Terrorakt nicht passiert", sagte Obama in Washington.

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon reagierte schockiert auf die Anschläge in Norwegen: "Die Vereinten Nationen stehen in diesem furchtbaren Moment einig an der Seite des norwegischen Volkes", erklärte Ban in New York. Der Koreaner verurteilte die Gewalttaten und sprach den Familien der Opfer und der Regierung sein Mitgefühl aus.

Die britische Königin Elizabeth II. zeigte sich in einem Schreiben an den norwegischen König "tief erschüttert" über den "tragischen Verlust so vieler Menschenleben auf der Insel Utøya und in Oslo". Ihre "Gebete und Gedanken" gälten all jenen, die von diesem "fürchterlichen Grauen" betroffen seien.

In einem Brief an Ministerpräsident Stoltenberg verurteilte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy den Doppel-Anschlag auf das Schärfste: Der Akt sei abscheulich und inakzeptabel. "Sie sollen wissen, dass das französische Volk in diesem tragischen Moment an der Seite des norwegischen Volks steht", erklärte Sarkozy.

Ein Anschlag solchen Ausmaßes sei nichts, was man in Norwegen erwarten würde, erklärte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Er sei aufs äußerste schockiert. Norwegen werde "mit Frieden zuhause und dem Stiften von Frieden im Ausland" in Verbindung gebracht. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy nannte den Anschlag "feige". Neben den Vertretern der Europäischen Union verurteilte auch die Nato den Bombenanschlag in Oslo: Ihr Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sprach von einer "abscheulichen Tat".

"Die Deutschen stehen fest an Ihrer Seite"

Auch deutsche Politiker versicherten Norwegen ihre Anteilnahme und Unterstützung. Bundespräsident Wulff teilte dem norwegischen König mit, "Deutschland und die Deutschen stehen in dieser schweren Stunde fest an Ihrer Seite".

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, sie habe mit Entsetzen von der menschenverachtenden Tat im Regierungsviertel Oslos erfahren. "Klar ist, dass wir alle, die an Demokratie und friedliches Zusammenleben glauben, solchen Terrorismus, womit auch immer er begründet wird, scharf verurteilen müssen", so Merkel. Den Familien der Opfer und den Verletzten versicherte die Kanzlerin ihre tiefe Anteilnahme und betonte, dass die Bundesregierung und die Deutschen solidarisch an der Seite der norwegischen Regierung und des norwegischen Volkes stünden.

"Mit Entsetzen und tief erschüttert verfolgen wir in diesen Stunden die Nachrichten von der abscheulichen Gewalttat in Oslo und auf ein sozialdemokratisches Jugendlager. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und deren Angehörigen", sagte SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel.

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) fand deutliche Worte: Der Anschlag auf die Osloer Innenstadt sei "unmenschlich". Es dürfe nicht zugelassen werden, dass "Terroristen eine offene und freie Gesellschaft derart bedrohen", sagte Wowereit.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich rief unterdessen in Deutschland zu erhöhter Wachsamkeit auf. "Dennoch ergibt sich daraus für Deutschland derzeit keine neue Lage", sagte der CSU-Politiker der Passauer Neuen Presse.

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