Als Sicherheit für die EZB:Ronaldo unterm Rettungsschirm

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Der teuerste Fußballer aller Zeiten: Um Cristiano Ronaldo zu kaufen, hatte sich Real Madrid ordentlich bei der spanischen Sparkassengruppe verschuldet. Das Finanzhaus will nun neues Geld von der Europäischen Zentralbank, doch die verlangt Sicherheiten. Und die Sparkasse bietet: Ronaldo.

Javier Cáceres, Madrid

Wenn der Fußball ein gutes Geschäft wäre, so pflegte die ehemalige FC-Barcelona-Legende Josep Samitier zu sagen, "würde er den Banken gehören". Samitier ist längst tot, und die Zeiten haben sich gewandelt. Längst werden Fußballwettbewerbe wie Welt- und Europameisterschaften oder die Champions League von Kredithäusern gesponsert. Und nicht wenige Menschen nahmen den Aprilscherz, das von der Pleite bedrohte Euro-Land Portugal würde seinen Star Cristiano Ronaldo verkaufen, um die Staatspleite abzuwenden, für bare Münze.

Real Madrids Cristiano Ronaldo nach einem Fehlschuss. (Foto: REUTERS)

Kein Witz ist hingegen, was nun in Spanien bekannt wurde: Der Sparkassenverbund Bankia will Forderungen an Spaniens Fußballrekordmeister Real Madrid aus millionenschweren Transferdeals als Bürgschaft hinterlegen, um sich bei der Europäischen Zentralbank (EZB) frisches Geld zu borgen. Es geht dabei um Ronaldo und den Brasilianer Kaká, die beide bei Real spielen.

Öffentlich gemacht hat dies am Montag die spanische Zeitung El País. Aus Unterlagen, die Bankia den Bankenaufsehern vorgelegt habe, gehe hervor, dass der in Madrid beheimatete Kassenverbund Kreditforderungen verkaufen wolle - über einen rund 770 Millionen schweren Fonds, der einen dieser sperrigen Namen trägt, die Derivate haben: "Madrid Activos Corporativos V".

Dieser Fonds wiederum ist durch Kredite besichert, die Bankia in der Vergangenheit diversen spanischen Großkonzernen gewährt hat. Darunter sind Infrastrukturfirmen wie Abertis und Acciona, aber auch Bauunternehmen wie FCC und ACS, das Real Madrids Präsident Florentino Pérez gehört - und eben Real Madrid selbst.

Konkret einfließen soll das Darlehen über 76,5 Millionen Euro, das Real Madrid im Juni 2009 mit der nun in Bankia aufgegangenen Caja Madrid unterzeichnet hat und den der Fußballklub bis 2014 abtragen muss. Der Kredit war seinerzeit entscheidend, um Ronaldos horrende Ablösesumme zu bezahlen, die noch immer den teuersten Transfer der Fußballgeschichte darstellt: Ronaldos vorheriger Klub Manchester United kassierte knapp 100 Millionen Euro Ablösesumme. Für Kaká musste Real Madrid etwa 60 Millionen Euro an den AC Mailand überweisen, wofür eine andere Bank einen weiteren Kredit gewährte.

Könnte die EZB die beiden Kicker pfänden?

Caja Madrid rief damals einen Zinssatz auf, der, wie nun zu erfahren ist, 1,5 bis 2,5 Punkten über dem Sechs-Monats-Euribor-Zinssatz liegt. Der Euribor orientiert sich an den europäischen Leitzinsen, die ihrerseits von der EZB festgelegt werden.

Kann nun die Zentralbank tatsächlich Zugriff auf Ronaldo oder Kaká bekommen? Könnte es wirklich soweit kommen, dass die EZB die beiden Kicker pfänden lässt? Rein theoretisch ist das nicht völlig ausgeschlossen. Doch dafür müsste freilich Einiges passieren. Erst müsste der Bankia-Fonds ausfallen, der aber nicht nur Forderungen an Real Madrid umfasst - und dann müsste Real Madrid seine Darlehen nicht mehr bedienen, die dem Vernehmen nach mit Werbe- und TV-Einnahmen abgesichert sind.

Zwar ist Real Madrid mit einer hohen, dreistelligen Millionen-Euro-Summe verschuldet. In Spanien hat man aber schon vor langer Zeit eine gewisse Meisterschaft darin entwickelt, Fußballklubs mit öffentlichen Geldern zu retten - als wären sie Banken.

© SZ vom 26.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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