Konsequenzen des Ergo-Skandals:Es wird eng für Herrn Kaiser

Eine Sex-Party der Tochter Hamburg Mannheimer hat den Ruf von Deutschlands zweitgrößtem Versicherer Ergo ramponiert. Nun drohen Konsequenzen: Ergo-Chef Torsten Oletzky setzt einen Arbeitskreis ein, der sich um die Zukunft der Tochter kümmern soll - "ohne Denkverbote".

Ergo hatte sich gewappnet für eine große Gruppe von Demonstranten. Der Satiriker Martin Sonneborn (früher Titanic) wollte eine Protestaktion gegen den umstrittenen Versicherer initiieren, Hunderte sagten auf Facebook ihre Teilnahme zu - doch am Ende wurde daraus nichts. Nur eine Handvoll Menschen fand sich vor der Zentrale des Düsseldorfer Konzerns ein, während drinnen Ergo-Chef Torsten Oletzky über die Folgen aus den skandalträchtigen vergangenen Wochen sprach.

Ergo

Mitglieder der von Ex-Titanic-Chefredakteur Martin Sonneborn gegründeten "Partei" demonstrieren gegen Ergo.

(Foto: dpa)

"Es sind in der Vergangenheit Fehler passiert", sagte er. Das Vertrauen der Verbraucher lasse sich nur wieder herstellen, wenn man offen über alles spreche. Ergo sei durch eine "schwierige Phase" gegangen. Eine Sex-Sause in Budapest und Berichte über falsche Beratungen hatten die Erstversicherungstochter des Dax-Konzerns Munich Re massiv in die Bedrängnis gebracht. Und nach Wochen der Aufarbeitung kündigte Oletzky nun für beide Fälle heftige Konsequenzen an - vor allem in der Causa Budapest.

Denn die Sex-Party für verdiente Handelsvertreter im Juni 2007 hatte der Strukturvertrieb der Ergo-Tochter Hamburg Mannheimer (bekannt vor allem wegen der "Herr Kaiser"-Werbung) organisiert. Nun ist offenbar fraglich, wie lange es den Strukturvertrieb Hamburg-Mannheimer überhaupt noch gibt. In den nächsten Wochen werde sich eine Arbeitsgruppe Gedanken um die Zukunft machen, so Oletzky - und zwar "ohne Denkverbote". Auf die Nachfrage, ob auch eine Schließung möglich sei, antwortete er: "Das wäre zwar der Worst Case. Aber denkbar ist das."

Oletzky nannte die Sex-Orgie für Top-Vertreter in Budapest erneut "gänzlich inakzeptabel". "Das ist den Organisatoren auch bewusst gewesen, denn sie haben sich alle Mühe gegeben, keine Spuren zu hinterlassen", sagte er.

Der Chef und seine Mannen hatten sich in den vergangenen Wochen an der Aufarbeitung des Falles versucht. Im Detail konstruieren konnten sie die Reise nicht - wegen der großen Teilnehmerzahl und der entsprechend widersprüchlichen Aussagen. Auch konkrete Fragen wie die Ausweisung der anwesenden Prostituierten mit verschiedenenfarbigen Bändern konnten sie nicht beantworten, doch zumindest die externen Prüfer der Firma PWC fanden die Arbeit in Ordnung. Eine "eins minus" erteilten sie den Ergo-Aufklärern.

Nicht so gut fiel die Bewertung hingegen bei dem anderen Vorwurf aus, der falschen Beratung bei Riesterverträgen. Nur ein "befriedigend" gab es - unter anderem wegen teilweise lückenhafter Dokumentation.

Ergo-Chef Oletzky kündigte einen neuen Regelkatalog an. Das Unternehmen verabschiedete nun einen Verhaltenskodex für selbstständige Vertreter. Diese müssten in Gesprächen nun auch auf eventuelle Nachteile eines Produktes aufmerksam machen. Zudem sollen die Kunden künftig nicht nur zwei Wochen, sondern vier Wochen lang das Recht haben, vom Vertrag zurückzutreten.

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