Drogenkrieg in Mexiko:Minderjährige Mädchen als Killer

Zunehmend setzen die Kartelle in Mexiko bei ihren kriminellen Aktivitäten auch Mädchen ein. Jetzt wurde nach einer Schießerei eine 13-Jährige festgenommen. Weil die Staatsmacht im Krieg gegen die Drogenmafia hilflos wirkt, üben die Menschen immer öfter Selbstjustiz.

Die mexikanische Polizei hat am Wochenende ein 13-jähriges Mädchen festgenommen, das der Killerbande "Los Zetas" angehören soll. Das Kind wurde nach einer Schießerei nahe der mexikanischen Stadt Guadalajara gemeinsam mit zwei Mitgliedern des Kartells gefasst. Die "Los Zetas" sind eines der brutalsten Kartelle Mexikos, ihre kriminellen Aktivitäten reichen bis in die Länder Mittelamerikas.

Wie die Zeitung El Universal berichtete, war die 13-Jährige "eine Schlüsselfigur" für die kriminellen Aktivitäten der Gruppe. Sie habe monatlich 4000 Pesos (gut 230 Euro) erhalten. Der Zwischenfall ereignete sich auf der Ranch San Fernando in der Gemeinde Lagos de Morena, wo Sicherheitskräfte eine Bande von insgesamt elf Bewaffneten aufgespürt hatten. Die meisten von ihnen entkamen, wie die Medien unter Berufung auf Behörden berichteten.

Quote ungelöster Gewaltverbrechen: 90 Prozent

Nach Angaben der Behörden sind die "Los Zetas" schon seit geraumer Zeit dazu übergegangen, auch Minderjährige zu rekrutieren. Meist werden sie als sogenannte "Halcones" (Falken) eingesetzt, die unter anderem Bewegungen der Polizei beobachten und diese Informationen an die Bande weitergeben sollen. Allerdings gehören die Minderjährigen zunehmend auch zu den Killerkommandos.

Mitte Juni war bereits eine 16-Jährige unter dem Verdacht festgenommen worden, für die "Los Zetas" Auftragsmorde begangen zu haben. Berichte über minderjährige Mörder gibt es im mexikanischen Drogenkrieg bereits seit längerem: Ende Juli wurde auch der mittlerweile 15-jährige Edgar N. zu der in Mexiko höchsten Strafe für Jugendliche verurteilt - drei Jahren Gefängnis. Er hatte für ein Drogenkartell auf grausame Weise mehrere Menschen getötet.

Der Einsatz jugendlicher Killer ist nur ein weiterer Beleg dafür, dass die Auseinandersetzung um die Kontrolle der Drogen mit allen Mitteln geführt wird - und die Staatsmacht hilflos zu-, oder gar wegsieht.

Anfang August sind im Zuge einer Kampagne für eine wirkungsvollere Verbrechensbekämpfung die Bundesstaatsanwälte in 21 der insgesamt 32 Bundesstaaten von Mexiko zurückgetreten. Ob sich die Qualität der Verbrechensbekämpfung dadurch ändert, ist offen: Das Justizsystem des Landes steht massiv in der Kritik, da bis zu 90 Prozent der Verbrechen straffrei bleiben und die Zahl der Morde 2010 auf ein Rekordniveau von mehr als 24.000 Fällen stieg.

Selbstjustiz an Gangstern

Die Bevölkerung lebt dabei zunehmend verängstigt - und sie weiß sich in ihrer Not wiederum nur mit extremsten Mitteln zu helfen. Da die Polizei in vielen Fällen nicht in der Lage ist, Gewalttäter dingfest zu machen, greifen die Menschen immer wieder zur Selbstjustiz. Vor allem in den ländlichen Gebieten im Süden Mexikos fühlen sich die Menschen schutzlos der wachsenden Gewalt krimineller Banden ausgesetzt.

A police officer stands guard during the funeral of victims killed at a family birthday party, in Ciudad Juarez

Polizist in Ciudad Juarez: Fast jeden Tag werden neue Gräueltaten publik, Mexiko befindet sich im Würgegriff der Drogenbarone.

(Foto: REUTERS)

Bei einer Auseinandersetzung zwischen mutmaßlichen Kriminellen und Bewohnern eines Dorfes sind nun im Süden Mexikos sechs Menschen getötet worden, darunter eine Frau und ein Kind.

Wie die Zeitung El Universal unter Berufung auf die Behörden des Bundesstaates Oaxaca am Sonntag berichtete, ereignete sich die Tragödie am Freitagabend in dem Dorf Santa Cruz Tepenixtlahuaca.

Die mehrheitlich indigene Bevölkerung des Ortes habe bei einer Versammlung beschlossen, gegen eine Gruppe von mutmaßlichen Kriminellen vorzugehen. Diese wurden von den Dorfbewohnern des Mordes, der Vergewaltigung und des Viehdiebstahls beschuldigt.

Etwa 100 Männer seien bewaffnet zu der Ranch La Soledad gezogen, wo die verdächtigten Männer mit ihren Familien wohnten. Diese hätten aber das Feuer eröffnet, sagte Staatsanwalt Manuel de Jesús López laut dem Bericht. Daraufhin sei es zu einer wilden Schießerei gekommen, in deren Verlauf die Menschenmenge das Haus in Brand gesetzt habe.

Bei den Toten handelt es sich den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge um Familienangehörige der Angegriffenen.

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