Kosovo und Serbien:Der Balkan braucht die EU

Kroatiens Erfolgsgeschichte zeigt, was die Europäische Union vermag. Sie ist immer noch ein Katalysator für den Wandel, hin zu mehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Zwar ist die EU erweiterungsmüde, aber auf dem Balkan hat sie noch unerfüllte Aufgaben.

Christiane Schlötzer

Der sonnengebräunte kroatische Außenminister Gordan Jandrokovic empfing seinen Kollegen Guido Westerwelle in der Adriastadt Dubrovnik, wo sich so viele Touristen auf dem Marmorpflaster drängen wie in Europa nur noch in Venedig. Souveräner hätte der Kroate nicht demonstrieren können, wo sein Land 20 Jahre nach Beginn der Balkankriege angekommen ist: vor den Toren der EU. 2013 soll Kroatien 28. Mitglied der Union werden, wenn die Kroaten dies im kommenden Jahr in einem Referendum billigen, woran kaum Zweifel bestehen. "Eine Bereicherung für Europa" nannte Westerwelle den Beitritt des Landes.

Kroatiens Erfolgsgeschichte zeigt, was die EU vermag. Sie ist immer noch ein Katalysator für den Wandel, hin zu mehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit - trotz Euro-Krise und aller Probleme, die die Gemeinschaft sonst belasten. Man habe sich oft über die Brüsseler Vorgaben geärgert, bekannte Jandrokovic. Letztlich aber habe es sich gelohnt. Diese Erfahrung sollte man auch den anderen Balkanstaaten gönnen. Die EU ist erweiterungsmüde, aber auf dem Balkan hat sie noch unerfüllte Aufgaben.

Davon konnte sich auch Westerwelle überzeugen. Zwischen Dubrovnik und Kosovos Hauptstadt Pristina liegt eine knappe Flugstunde, aber die trennt Welten. An der Nordgrenze von Kosovo ist jüngst der Konflikt mit den lokalen Serbengemeinden wieder eskaliert, angefacht von Nationalismus, befördert von Mafia-Strukturen, die blühen, wo die politischen Verhältnisse ungeklärt sind. Auch Kosovos mächtiger Nachbar Serbien strebt in die EU. Serbien - und Kosovo - aber müssen wissen, der Weg nach Europa führt nur über Kooperation und gute Nachbarschaft. csc

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