Al-Qaida publiziert Online-Frauenmagazin:Für die Dschihadistin von Welt

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Mode, Trends, Pflegetipps, Märtyrertod: Sympathisanten des Terrornetzwerks al-Qaida geben ein Online-Frauenmagazin mit dem Titel "Al-Shamika" ("Die majestätische Frau") heraus. Das weibliche Geschlecht wird zwar mit typischen Frauenthemen angesprochen, doch das eigentliche Ziel ist der Kampf gegen den imperialistischen Westen.

Tomas Avenarius

Die Frage, ob Osama bin Laden ein Frauenversteher war, bleibt leider unbeantwortet - US-Soldaten haben den Al-Qaida-Chef vor einigen Wochen in seinem Schlafzimmer erschossen, im Beisein zweier seiner mindestens vier Ehefrauen. Seine Mitstreiter aus der Sympathisantenszene des Terrornetzwerkes beantworten die Frage nach der weiblichen Seite von al-Qaida dennoch mit einem Ja: Sie veröffentlichen ihr eigenes Hochglanz-Frauenmagazin.

Das Online-Frauenmagazin "Die majestätische Frau": Westliche Mode-Zeitschriften zum Vorbild (Foto: AP)

Die Zeitschrift "Al-Shamika" - arabisch für "Die majestätische Frau" - richtet sich an die modebewusste, moderne Möchtegern-Dschihadistin. Die erste Nummer des Heftes, das seit dem Frühsommer online beim Al-Qaida-nahen Internet-Propagandisten "Al-Fajr Media Center" bestellt werden kann, bietet laut Inhaltsverzeichnis alles, was die begrenzt weltoffene, vollverschleierte Muslima nach Meinung der Internet-Fundamentalisten wissen will oder zumindest sollte: Belehrungen über die Scharia, das islamische Gesetz; Pflegetipps für die reine, faltenfreie Haut unter Schleier oder Burka; die Freuden der Ehe an der Seite eines Gotteskriegers oder zukünftigen Selbstmordattentäters.

Das 31-Seiten-Heft ist dabei mehr als eine Brigitte mit Kopftuch oder eine Fundamentalisten- Cosmo mit Fotostrecken von saudischen Designer-Burkas. Es ist der Versuch der Propaganda-Abteilung der Militanten, muslimische Frauen als Sympathisanten für die Ideologie vom Heiligen Krieg zu gewinnen.

"Frauen stellen die Hälfte der Menschheit. Man könnte sogar sagen, sie sind die Menschheit, weil sie die Kinder der kommenden Generation gebären", heißt es im Editorial. "Die Feinde des Islam wollen verhindern, dass die muslimische Frau die Wahrheit erfährt über ihre Religion und ihre Rolle: Sie wissen nur zu gut, was geschieht, wenn die Frauen das Feld des Dschihad betreten."

Nun hat die Frau als solche das Feld des Dschihad schon seit längerem geräuschvoll betreten. In Afghanistan oder im Irak sprengen sich Al-Qaida-Frauen immer wieder in die Luft. Im Heft heißt es dann auch: "Mit dem Märtyrertod erreichen die Gläubigen Sicherheit und Glückseligkeit."

Große Reichweite

Aber der Terrorgruppe geht es um mehr als um ein paar zusätzliche Selbstmordbomberinnen. Sie wollen die dazugehörige Dschihad-Ideologie mit modernen Mitteln verbreiten: Frauenmagazine mit ihrem Mix aus Mode, Schönheitstipps und Lebenshilfe erreichen einen großen Markt. Das haben die Dschihadisten von den verachteten Westlern übernommen. Zwischen Hochglanzfotos lassen sich auch schwierige Themen platzieren, etwa "Sterne am Himmel - die weiblichen Märtyrer".

Für Frauen, die vor dem direkten Weg ins Paradies mit Hilfe eines Sprengstoffgürtels zurückschrecken, bleiben andere Aufgaben: Die logistische Mitarbeit bei al-Qaida oder der Verkauf der Hochzeitsjuwelen zur Finanzierung der Sache. Im nächsten Heft sollen praktische Tipps für die Zögerlichen folgen: Dschihad via Internet ist eines der Themen.

© SZ vom 13.08.2011/js - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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