Mehr Schein als Sein: Es gibt Dokusoaps, die verdienen ihren Namen nicht, da sie nichts dokumentieren, sondern nur inszenieren. Der vermutliche Selbstmord eines Protagonisten der US-Serie "The Real Housewives of Beverly Hills" hat nun in den USA eine Diskussion über die Missstände in den Realityserien ausgelöst.
Am Montag war Russell Armstrong tot in der Wohnung eines Freundes gefunden worden. Armstrong war einer der Ehemänner, die mit ihren Frauen in der ersten Staffel der erfolgreichen Serie "The Real Housewives of Beverly Hills" mitgespielt hatte. Die US-Serie dreht sich um das wahre Leben schwerreicher Ehepaare in verschiedenen Teilen der USA. Es geht um perfekte Frisuren, die Sitzordnung bei Charity-Partys und die Auswahl der richtigen Schwiegertochter - Botoxlächeln und Zickenkrieg inklusive.
Der Titel "The Real Housewives" ("Die wirklichen Hausfrauen") ist eine ironische Anspielung auf die US-Serie "Desperate Housewives" ("Verzweifelte Hausfrauen"), die von den alltäglichen Sorgen amerikanischer Großstädterinnen handelt.
Der Fall wirft nun ein grelles Licht hinter die Kulissen der vermeintlichen Glamourwelt. Die Armstrongs hatten in Wirklichkeit ganz andere Probleme: Armstrongs Ehefrau, Taylor Armstrong, hatte im vergangenen Monat die Scheidung eingereicht und ihren Mann der gewalttätigen Übergriffe beschuldigt. Gegen das Noch-Ehepaar wird außerdem wegen Betrugs in Millionenhöhe ermittelt.
Russell Armstrong habe unter dem Druck gelitten, der durch die Sendung aufgebaut worden sei, zitiert die Los Angeles Times einen Freund der beiden. Die Fernsehproduzenten hätten den beiden gesagt, sie seien als "Katastrophen-Pärchen" für die Serie vorgesehen. Wenn es in der zweiten Staffel keine Katastrophe gebe, würden sie ausgetauscht werden.
Der Fernsehsender "Bravo" bedauerte zwar den Tod Armstrongs, wollte sich aber noch nicht über die Ausstrahlung der zweiten Staffel äußern, die im September anlaufen sollte. In der Auftaktepisode der zweiten Staffel, deren Inhalt bereits öffentlich wurde, sehen die Zuschauer Taylor Armstrong bei dem Versuch, ihrer Ehe durch den Kauf von Reizwäsche wieder neuen Schwung zu geben.
Im wahren Leben hatten sie andere Probleme
Und scheinbar waren die wirklichen Probleme des Serien-Pärchens kein Einzelfall. Sechs der "Hausfrauen" hätten seit dem Beginn der Serie die Scheidung eingereicht. Mindestens ebenso viele hätten in dieser Zeit Insolvenz angemeldet, so die Los Angeles Times. Als die Dreharbeiten mit den Armstrongs stattfanden, habe Russel bereits tief in den Schulden gesteckt, die aus einem Beinahe-Bankrott im Jahr 2008 entstanden seien. Wie die beiden sich ihren Beverly Hills gemäßen Lebensstil haben leisten können, werde nun Teil strafrechtlicher Ermittlungen sein.