Joachim Hunold tritt zurück:Glücksfall für Air Berlin

Joachim Hunold hat die Bombe überraschend platzen lassen: Der langjährige Air-Berlin-Chef wird sein Amt niederlegen. Warum sein Schritt längst überfällig und ein Glücksfall für die gebeutelte Fluggesellschaft ist.

Jens Flottau

Joachim Hunold ließ die Bombe en passant platzen. Er müsse jetzt einmal die Präsentation zu den Quartalszahlen kurz unterbrechen, weil er etwas in eigener Sache zu sagen habe und außerdem gerade eine ad-hoc-Mitteilung herausgegeben werde, sagte er.

Air-Berlin-Vorstandsvorsitzender Hunold legt Amt nieder

Air-Berlin-Vorstandsvorsitzender Joachim Hunold legt sein Amt nieder.

(Foto: dapd)

Und dann kam's. Hunold werde zum 1. September aufhören, es sei besser, den Schritt jetzt zu machen, als erst 2013 oder 2014. Da hat der Mann recht: Der Schritt ist längst überfällig, und er handelt sich um eine gute Nachricht für Air Berlin.

Die Frage ist nur, ob der Rücktritt noch rechtzeitig kommt. Hunold hat tiefgreifende Veränderungen blockiert, er hielt an seiner gefährlichen Strategie fest, auch dann noch, als sich die Verluste häuften. Hunold hatte lange nicht die Weitsicht, einzulenken und zu erkennen, dass ein anderer an die Spitze muss, um die Wende zu schaffen.

Keine Frage, Air Berlin geht es miserabel. Ob das Unternehmen eigenständig überlebt, ist fraglich - zumal, wenn das Wirtschaftswachstum einbrechen sollte. Wenn überhaupt, dann hilft eine radikale Sanierung. Die aber kann nur gelingen, wenn Hunold auch sein Mandat im Board of Directors zurückgibt, an dem er bislang festhalten will. Sein Nachfolger muss ohne Rücksicht auf seinen zweifelsohne verdienten Vorgänger handeln dürfen.

Kein hochkarätiger Manager wird sich dafür hergeben, innerhalb der alten Strukturen weiterzuwursteln. An der Personalie Hunold wird zu messen sein, ob sich Aufsichtsratschef Hans-Joachim Körber durchsetzen kann oder ob der Ex-Chef weiter ein paar Strippen zieht.

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