"Bed Peace" kostenlos im Internet:Ein bisschen Frieden

Ob Songs oder Peacezeichen-Eiscreme: Yoko Ono schlug bisher rücksichtslos Kapital aus der Marke "John Lennon". Doch jetzt zeigt sie ihren Doku-Film "Bed Peace" kurzzeitig kostenlos im Internet - mit einem ganz anderen Hintergrund.

Alex Rühle

Yoko Ono hat nach dem Tod ihres Mannes aus der Marke John Lennon richtig Geld gemacht. Sie verzierte ihr Album mit dem Foto der blutbesprenkelten Brille Lennons. Sie verkaufte seinen Song "Real Love" für einen Werbespot der Kaufhauskette J.C. Penney. Und sie erlaubte der Eismarke Ben & Jerry's seinen Namen zu verwenden. Die Sorte "Imagine Whirled Peace" enthält kleine Peace-Zeichen aus Schokolade, den Becher schmückt Lennons Unterschrift.

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Zuerst war es seine Musik, die Aufsehen errregte, dann seine Einstellung: John Lennon und seine Frau Yoko Ono im März 1969 im Bett im Hilton-Hotel in Amsterdam.

(Foto: Epa Anp/dpa)

Diesmal macht Ono es anders: Sie schenkt etwas her. Jedenfalls für ein paar Tage. Noch bis zum kommenden Sonntag kann man im Netz kostenlos "Bed Peace" anschauen, die 70-minütige Dokumentation, die Nic Knowland 1969 über das Montrealer "Bed In" des Künstlerpaares drehte und die bislang nur auf VHS-Format erhältlich war.

Das "Bed In" war ein fröhliches, siebentägiges Happening, mit dem Ono/Lennon für den Weltfrieden protestierten. Sie mieteten dafür eine Suite im Queen Elizabeth Hotel, zogen weiße Schlafanzüge an und erzählten dann der versammelten Weltjournaille, dass es mit dem Frieden besser werden müsse. Man sieht in dem Dokumentarfilm, was für einen Spaß die beiden hatten, wie anstrengend es aber auch gewesen sein muss, von früh bis spät Fragen zu beantworten, als seien sie das Weltorakel: "John, Wie könnte man den Krieg in Vietnam beenden?" "Mister Lennon, was sind die wichtigsten Aspekte für ein rundum geglücktes Leben? " "Wäre es nicht noch interessanter, wenn Ihr sieben Tage zusammen duschen würdet?"

Allen Ginsberg, Timothy Leary und Phil Spector schauten immer mal wieder vorbei, und am Ende nahmen sie alle, stimmlich und seelisch verstärkt durch die Montrealer Sektion der Hare Krishnas, "Give Peace A Chance" auf.

So weit, so sympathisch. Yoko Ono hat den Film direkt nach den nächtelangen Ausschreitungen in London freigeschaltet. Sie schreibt dazu: "Einiges, was wir in dem Film gesagt haben, kann den heutigen Aktivisten Mut und Inspiration geben." Hoffentlich bezieht sie diesen Satz nicht auf die Youngsters, die marodierend durch die Londoner Shops gelaufen sind und jetzt mit drei Flatscreens, zwei DVD-Rekordern und jeder Menge Dosenbier zu Hause rumsitzen. Wobei es natürlich eine weltfriedensfördernde Reaktion wäre, wenn die jetzt alle diese Doku anschauen und sagen, Mensch, stimmt, Friede, das wär's ja eigentlich. Und dann gehen sie in die Läden, bringen all ihr Diebesgut zurück und kaufen dafür Tonträger der Plastic Ono Band.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, Yoko Ono habe Replikate der blutbesprenkelten Brille John Lennons verkauft. Da es zu dieser Information widersprüchliche Angaben gibt, haben wir die entsprechende Passage geändert.

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