Isentalautobahn:Kostenexplosion beim Bau der A 94

Allein der Abschnitt Forstinning-Pastetten ist um 60 Prozent teurer als geplant. Deshalb muss die Kostenkalkulation für die Isentalautobahn deutlich nach oben korrigiert werden. Neuer Preis: 400 Millionen Euro - mindestens.

Florian Tempel

Die Kosten für den Weiterbau der A 94 liegen weitaus höher, als bislang von staatlicher Seite angegeben. Das Teilstück zwischen Forstinning und Pastetten, das am Mittwochabend offiziell eröffnet wird, hat etwa 50 Millionen Euro gekostet. Ein Jahr vor Baubeginn waren als Baukosten lediglich 30,9 Millionen Euro eingeplant gewesen. Für die beiden folgenden Abschnitte von Pastetten bis Dorfen und weiter bis Heldenstein rechnet das Bundesverkehrsministerium derzeit mit Baukosten in Höhe von 350 Millionen Euro. Die Gesamtkosten für eine Isentalautobahn läge damit bei 400 Millionen Euro - und somit noch vor dem Beginn des Weiterbaus deutlich über den zuletzt veranschlagten 330 Millionen Euro.

Bisher waren für eine verbindliche Auskunft zu Steuerfragen - also eine schriftliche und einklagbare Information des Finanzamts - teils hohe Gebühren fällig.

Zunächst waren 330 Millionen Euro für den Bau der Isentalautobahn veranschlagt. Mittlerweile wurden die Kosten auf 400 Millionen Euro nach oben korrigiert. Trend: steigend.

(Foto: dpa)

Der Weiterbau der A 94 verschlingt sehr viel mehr Geld als in den noch nicht einmal so alten, ursprünglichen Kalkulationen geplant war. Im Bundesverkehrswegeplan von 2003 waren die Kosten für die gut sechs Kilometer von Forstinning bis Pastetten mit 26,9 Millionen Euro angesetzt. Im "Investitionsrahmenplan für die Verkehrswegeinfrastruktur des Bundes" aus dem April 2007 wurde dieser Betrag um 20 Prozent auf 30,9 Millionen Euro nach oben korrigiert. Nur ein Jahr später, zum Baubeginn im Frühjahr 2008, schätzte man die Baukosten erneut knapp 30 Prozent höher auf 41,5 Millionen. Nach Bauende sind es nun aber 49,9 Millionen Euro geworden. Binnen vier Jahren hat sich das Teilstück somit rechnerisch um 60 Prozent verteuert.

Angesichts dieser enormen Kostenexplosion hat das Bundesverkehrsministerium nun auch die geschätzten Kosten für die restlichen 34 Kilometer der geplanten Isentalautobahn deutlich nach oben korrigiert. "Für die weitere Strecke mit den beiden Planungsabschnitten Pastetten-Dorfen und Dorfen-Heldenstein werden aus heutiger Sicht Gesamtkosten von rund 350 Millionen erforderlich" heißt es auf Anfrage der SZ aus Berlin. Die Zahlen, die die Autobahndirektion Südbayern derzeit noch auf ihrer Internetseite zum Projekt Isentalautobahn publiziert - dort sind von Gesamtkosten für alle drei Abschnitte von 330 Millionen Euro die Rede - sind also bereits völlig überholt.

In einem Gutachten für die Aktionsgemeinschaft gegen die Isentalautobahn hat das Verkehrsberatungsbüro Vieregg & Rössler die Gesamtkosten für die 40 Kilometer von Forstinning bis Heldenstein bereits im vergangenen Jahr auf gut 400 Millionen Euro berechnet. Das Bundesverkehrsministerium räumt mit seinen Zahlen nun ein, dass diese Schätzung richtig war.

Die immense Kostensteigerung beim nun fertiggestellten Abschnitt Forstinning-Pastetten lässt allerdings befürchten, dass auch 400 Millionen noch nicht genug sein werden. Die Bauarbeiten am neuesten Teilstück verliefen nach Auskunft der Autobahndirektion "sehr reibungslos". Dennoch kam es während der Bauphase zu erheblichen Mehrkosten. Die beiden folgenden Abschnitte führen jedoch durch schwierigeres, weil hügeliges Terrain als der flache Abschnitt von Forstinning bis Pastetten. Zudem ist auch angesichts der längeren Bauzeit mit einer Kostensteigerung zu rechnen.

Zur Frage, wie das Bundesverkehrsministerium mit den Steigerungen umgehen wird, heißt es auf SZ-Anfrage: "Die Kosten werden in regelmäßigen Abständen überprüft und aktualisiert." Dass es teurer werde, sei jederzeit möglich, denn "Kostenfortschreibungen sind unabhängig von der Bauphase, können deshalb vor und während einer Baumaßnahme erforderlich werden".

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