Saab beantragt Gläubigerschutz:Schockstarre in Trollhättan

Die Autos? Kauft niemand. Die Produktion? Liegt auf Eis. Die Arbeiter? Bekommen kein Geld. Beim schwedischen Autohersteller Saab geht nichts mehr. Jetzt beantragt das angeschlagene Unternehmen Gläubigerschutz - die letzte Chance, sich selbst zu retten.

Noch Ende August hatte Konzernchef Viktor Muller von "Lichtstrahlen am Horizont" gesprochen, doch der Himmel über Trollhättan blieb düster. Muller konnte kein neues Kapital für Saab auftreiben. Der Autobauer ist pleite - und hat nun Gläubigerschutz beantragt. Mit einem Zwangsverwalter will er das endgültige Aus abwenden.

Schwedischer Autobauer Saab meldet Konkurs an

Es wird immer enger für Saab: Unternehmenschef Victor Muller konnte keine neuen Investoren für den schwedischen Autobauer finden.

(Foto: dapd)

Das schwedische Unternehmen teilt mit, dass angesichts der "begrenzten finanziellen Ressourcen" eine "freiwillige Reorganisation" die beste Lösung sei. Das bedeutet: Unter Gläubigerschutz - im Schwedischen "Unternehmenssanierung" - wäre Saab vor möglichen Insolvenzanträgen geschützt und könnte versuchen, sich mit dem Zwangsverwalter an der Spitze neu aufzustellen. Muller sagte, die Neustrukturierung werde Saab die nötige Zeit verschaffen, das Unternehmen zu stabilisieren und Geld zu beschaffen. Er verwies auch auf Zusagen der chinesischen Auto-Unternehmen Pang Da und Youngman, die zusammen 250 Millionen Euro in Saab investieren wollen. Sie seien mit dem Plan einverstanden.

Seit Monaten verharrt der Autohersteller in Schockstarre: Die Produktion liegt seit April weitgehend auf Eis, weil die Zulieferer auf offenen Rechnungen sitzen und keine Teile mehr schicken. Im Stammwerk Trollhättan sind 3700 Menschen angestellt. Im ersten Halbjahr hat das Unternehmen 224 Millionen Euro Verlust gemacht und nur 13.000 Autos abgesetzt.

Saab steckt seit Jahren in großen Schwierigkeiten. 2009 hatte Saab, damals noch Tochter des US-Konzerns General Motors, schon einmal Gläubigerschutz beantragt und wurde über Monate von einem Zwangsverwalter geführt.

2010 rettete die damals noch als Spyker firmierende Swedish Automobile Saab vor der Schließung durch General Motors. Doch Saab rutschte weiter von einer Zahlungskrise in die nächste. Immer wieder machten Nachrichten die Runde, die Hoffnung machten - von chinesischen Investoren bis zu zwielichtigen russischen Multimillionären, die Saab kaufen wollten. Ernsthaft saniert wurde das Unternehmen nie.

Mit dem neuen Antrag auf Gläubigerschutz kam Saab einem bevorstehenden Insolvenzantrag von Gewerkschaften zuvor. Die sind erbost, weil die längst fälligen Löhne und Gehälter für August bisher nicht ausgezahlt werden konnten und wollten mit dem Antrag ihren Mitgliedern zu Arbeitslosenhilfe verhelfen. Schon im Juni bekamen die Arbeiter kurzzeitig kein Geld mehr. Unter Gläubigerschutz gilt nun mit der Einsetzung eines Zwangsverwalters ein staatliches Garantiesystem für Löhne und Gehälter.

Experten sehen schwarz für den Autobauer: Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Uni Duisburg-Essen, sagte, die Schweden hätten einfach keine Zukunft mehr und würden nun abgewickelt. Saab wollten in einer Liga mit den Oberklasse-Herstellern BMW, Audi, Daimler oder Volvo spielen. Diese verkauften aber weitaus größere Stückzahlen. Dagegen habe Saab keine Chance.

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