Streit zwischen Israel und Türkei:Kriegerisches Pingpong

Weil Israel sich im Streit um die Gaza-Flotte stur stellt, droht der türkische Premier Erdogan mit militärischen Maßnahmen - Israels Außenminister Lieberman provoziert ungerührt weiter. Nur wer von blinder Selbstgerechtigkeit erfüllt ist, kann solches Zündeln für klug halten. Israel sollte sich besser entschuldigen - und die Türkei sich mäßigen.

Kai Strittmatter, Istanbul

Es gehörte lange zum guten Ton unter manchen Türkei-Beobachtern, die türkische "Null Problem"-Politik gegenüber den Nachbarstaaten als naiv zu belächeln. Nun kann man dieser Politik nachtrauern, da Premier Tayyip Erdogan auf Kanonenboote setzt.

Erdogan setzt auf Drohgebärden

Das Verhalten des türkischen Premier Tayyip Erdogan im Streit um die Gaza-Hilfsflotte wird auch zur Belastung für die Regierungen Europas und der USA.

(Foto: dpa)

Als ob der Nahe Osten nicht geplagt genug wäre - mit einem Mal sind da Probleme, wo eben noch gar keine waren. Und das wird auch zur Belastung für die Regierungen Europas und der USA. Bald könnten sie gezwungen sein, sich zu entscheiden, zu welchem ihrer beiden Partner sie halten wollen: zu Israel oder zur Türkei.

Nein, sagte ein Berater Erdogans, die Drohung, Kriegsschiffe Richtung Gaza und Zypern zu schicken, heiße nicht, dass die Türkei nun "soft power" durch "hard power" ersetze. Das sei vielmehr "smart power". Es gehört blinde Selbstgerechtigkeit dazu, um solches Zündeln für klug zu halten. Ja, Israels Soldaten haben neun Türken getötet, und eine Entschuldigung Israels dafür wäre das mindeste. Aber allmählich verliert Erdogan das Maß.

Auf israelischer Seite hat er seinen Gegenpart in Außenminister Avigdor Lieberman. Der Falke Liebermann ist mitverantwortlich für die Eskalation: Er sorgte dafür, dass die Entschuldigung bis heute ausblieb. Und jetzt lässt er "als Idee" streuen, Israel könne in Zukunft den kurdischen PKK-Rebellen unter die Arme greifen. Brandstifter hier wie dort.

Von außen beobachtet man das kriegerische Pingpong einigermaßen fassungslos: Können Staatsmänner so töricht, so gegen das Interesse ihrer Länder handeln? Die Antwort ist wohl: Sie können. Noch ist es nur ein Krieg der Worte. Der Westen muss jetzt auf beide Seiten einwirken. Israel muss sich entschuldigen. Und die Türkei sich mäßigen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: