Leonhardifahrt in Bad Tölz:Wallfahrt statt Party

Die Leonhardifahrt in Bad Tölz soll wieder zu dem werden, was sie sein soll: eine Wallfahrt. 2010 war die Traditionsveranstaltung wegen Alkoholexzessen überregional in die Schlagzeilen geraten. Das will Bad Tölz diesmal verhindern - und setzt dabei nicht nur auf ein Ausschankverbot.

Klaus Schieder

Die Leonhardifahrt in Bad Tölz soll wieder zu dem werden, was sie sein soll: eine Wallfahrt. 2010 sah dies anders aus. Die Traditionsveranstaltung geriet wegen Alkoholexzessen überregional in die Schlagzeilen. Um solche Auswüchse in diesem Jahr zu verhindern, hat die Stadt zusammen mit Polizei, Landratsamt und Rettungsdiensten ein Sicherheitspaket geschnürt, das im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss des Stadtrats am Donnerstag vorgestellt wurde.

155. Tölzer Leonhardifahrt  2010

Die letztjährige Leonhardifahrt ist wegen Alkoholexzessen überregional in die Schlagzeilen geraten. Nun soll sie wieder zu dem werden, was sie sein soll: eine Wallfahrt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

So müssen die Gastronomen ihre Tische und Stühle im Freien von stadteigenen Flächen entfernen. "Die Möbel müssen weg", sagte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Zudem wird es keine Freischankzonen in der Stadt geben, wo Alkohol verkauft werden darf.

Die wichtigste Änderung ist indes seit Monaten bekannt: Die Leonhardifahrt, die stets an einem Samstag stattfand, ist diesmal auf Montag, 7. November, terminiert. Mit der Verlegung auf einen Wochentag möchte die Stadt erreichen, dass "tatsächlich an der Wallfahrt Interessierte und nicht Partygäste kommen", wie Bürgermeister Josef Janker (CSU) erklärte.

Mehr als 25 000 Gäste hatten den Umzug mit Pferdegespannen im Vorjahr verfolgt - darunter auch solche, die sich im Internet zum Saufen in Tölz verabredet hatten. Die Kurstadt sei zum Ziel für Leute geworden, "die wir hier nicht haben wollen", sagte Janker. Diesmal erwarte man "massiv weniger Besucher", aber dafür Publikum, dem die Wallfahrt "wichtig und ein Anliegen" sei.

Um den Ausschank von Alkohol im Freien zu unterbinden, widerruft die Stadt ihre Sondernutzungserlaubnis am Tag der Leonhardifahrt. Lediglich Wirte, die eigene Flächen vor ihren Lokalen haben, sind davon nicht berührt, sie können ihre Tische und Stühle aufstellen. Außerdem wird der Ausschank von Alkohol außerhalb von Gaststätten und im Stadtgebiet nicht genehmigt. Wer ein Bier trinken will, muss also in ein Wirtshaus gehen.

Mit dieser Regelung wolle man vermeiden, dass sich Besucher an bestimmten Orten konzentrieren, sagte Fürstberger und kündigte an: "Wir werden das kontrollieren, wir werden etwa zehn Leute im Einsatz haben." Auch auf die Fuhrleute möchte die Stadt einwirken, dass sie nicht zu viele Schnapsflaschen in ihren Gespannen deponieren. "Wir werden sie auf die Jugendschutzbestimmungen hinweisen", so Fürstberger.

Zu dem Bündel an Maßnahmen gehört auch ein Fluchtwegekonzept. So wird der Fluchtweg von der Marktstraße in Richtung Süden ausgeschildert, überdies sind Ordner im Einsatz. In Richtung Westen würden weitere Absperrgitter aufgestellt, sagte Fürstberger. Fuhrleuten, deren Pferde in der Marktstraße zu galoppieren anfangen, droht der Amtsleiter den Ausschluss von Leonhardifahrten an.

Ohne Kulanz will die Stadt auch Falschparkern begegnen. 2010 hatte das Rote Kreuz beklagt, dass Rettungswege mit Fahrzeugen verstopft waren. "Wir werden abschleppen lassen, wo es notwendig ist", sagte Janker. Überdies wird der Schlossplatz komplett für die Rettungsdienste gesperrt. Dort solle "eventuell auch ein Hubschrauber landen können", erklärte der Bürgermeister.

Mit diesem Sicherheitskonzept zeigte sich Janker zuversichtlich, "dass das ein wesentlich anderes Leonhardi wird als im vergangenen Jahr". Willi Streicher (SPD) wies darauf hin, dass sich 90 Prozent der Besucher anständig verhielten. Er äußerte die Befürchtung, dass die Tölzer Gastronomie es heuer nicht schaffen könnte, alle Gäste zu versorgen.

Nicht alle würden in einem Lokal einen Platz finden. Insofern könne das neue Konzept auch "zu einem Bumerang werden", warnte er. Dies sei natürlich eine Gratwanderung, gab Janker zu: "Aber wenn man sich in Tölz ein wenig verteilt, dürfte die Verköstigung kein Problem sein." Margot Kirste (FWG) lobte die Pläne. Mit Blick auf die Sicherheit müsse man das " durchziehen".

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