Tatort-Kolumne:Wer ist der geile Typ im Spiegel?

Die Beweislast ist erdrückend: schlechte Story, naheliegende Gags und viel Narzissmus - der sonst so feine Münster-Tatort überzeugt in der Folge "Zwischen den Ohren" nicht. Und dann versucht zu allem Überfluss Jan Josef Liefers auch noch, einen lustigen Jan Josef Liefers zu spielen.

Alexander Gorkow

Dies ist ein Tatort aus Münster, es ermittelt das beliebte Gespann Axel Prahl und Jan Josef Liefers. Dieser Folge nun - Titel: "Zwischen den Ohren" - merkt man sehr an, dass die Ermittler aus Münster nicht nur beliebt sind, sondern dass sie sich vor allem auch selbst grandios finden.

Thiel und Boerne ermitteln im 20. 'Tatort' aus Muenster

Christine Urspruch (v.l.), Axel Prahl und Jan Josef Liefers in der Tatort-Folge "Zwischen den Ohren".

(Foto: dapd)

Liefers schafft als hasenbackiger Adabei des deutschen Unterhaltungsfernsehens etwas Bemerkenswertes: Er ist hier als Boerne beim Einüben einer selbstverliebten Rede vor einem Spiegel komisch - in der nicht enden wollenden Restsendezeit allerdings spielt er sozusagen sich selbst beim Spielen des Boerne und poliert mit Lärm, Geplapper und Geglotze an seiner eigenen Liefers-Trademark herum.

Anders als beim feinen letzten Tatort aus Münster fehlt so etwas wie eine Regie, dafür erzählt das Buch eine bescheuerte Geschichte über eine Tote im See und eine junge Tennisspielerin.

Gags wie Running Gags sind hier stets so naheliegend, dass dieser Tatort schon nach rund 15 Minuten an den Nerven zerrt: Die 90 Minuten vergehen dann als eine Art ewiger Abend mit aufgedrehten und nicht lustigen Gästen. Das kommt davon, wenn man Schauspieler sich selbst überlässt, erst recht solche wie Liefers: Sie kriechen sich vor lauter Narzissmus selbst in den Hintern.

Sendung: Sonntag, ARD, 20.15 Uhr

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