Andechs:Selbstgemachte Energie

128 Mitglieder gründen im Kloster Andechs die erste Genossenschaft südlich von München, die in EIgenregie auf erneuerbare Energien setzt.

Wolfgang Prochaska

Der Ansturm war enorm. Vor dem Fürstensaal des Klosters Andechs stauten sich am Montagabend die Besucher, und ihr Ziel war klar: Sie alle wollten bei der Gründung der Energiegenossenschaft Fünfseenland dabei sein. Nicht nur Landrat Karl Roth oder die Bürgermeister Wolfram Gum (Seefeld), Michael Muther (Weßling), Anna Neppel (Andechs), Brigitte Servatius (Gauting) oder Peter Flach (Wörthsee), auch Vertreter aus den Landkreisen Augsburg und Erlangen waren gekommen.

Berg Maxhöhe  Genz

Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Es ging also eng und zuweilen auch emotional zu, empfanden doch viele Besucher die Gründung einer Energiegenossenschaft als historisches Datum. Tatsächlich soll mit ihrer Hilfe eine Beteiligung der Bürger an Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie möglich werden. Ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende 2035. Wie berichtet, will man zusammen mit den Gemeinden auch teure Projekte wie etwa Windkraftanlagen finanzieren oder sich an Stromnetzen beteiligen. "Ich bin überwältigt", sagte Hans Wilhelm Knape, der Vorsitzende des Starnberger Energiewendevereins, als er in die Menge sah. Knape gilt als Ideengeber für die Gründung. Und Landrat Roth meinte, dass das "Thema Energiewende die Leute von der Couch hole". Später werden 128 Besucher eine Beitrittserklärung unterschreiben und damit der ersten Energiegenossenschaft südlich von München zum Erfolg verhelfen und mindestens 25 600 Euro in die Kasse spülen. 200 Euro kostet ein Geschäftsanteil.

Bis es aber soweit war, mussten noch viele Dinge, vor allem die Satzung, geklärt werden. Die bestand aus 47 Paragraphen - und da sie nicht allen Versammlungsteilnehmern bekannt war, wurde sie Paragraph für Paragraph durchgegangen. Dabei zeigte sich, wie tief das Misstrauen gegenüber Finanzinvestoren sitzt, selbst wenn diese eine Genossenschaft bilden und diese gerade gegründet werden soll. So wurde moniert, dass man als Genossenschaftsmitglied keine Einsicht in die Protokolle des Vorstands hätte; Kritik gab es auch an der Mitbestimmung, die nach dem Geschmack einiger Teilnehmer viel zu gering sei. Den Hinweis von VR-Banker Thomas Vogl, dass dazu die Genossenschaftsversammlung das richtige Forum sei, wo man auch Anträge und Anfragen stellen könne, wurde mit der Antwort quittiert: "Unter Beteiligung habe ich mir was anderes vorgestellt." Teilweise hatte man den Eindruck, als wollten die Versammlungsteilnehmer ihren Finanzkrisenfrust der vergangen Jahre los werden. Klar deshalb, dass auch die BayernLB als Beispiel für Misswirtschaft gern zitiert wurde. Doch leisteten die Vertreter der VR-Bank Starnberg und des Genossenschaftsverbands professionelle Hilfe, so dass gegen 21 Uhr die Satzung beschlossen werden konnte.

Turbulent ging es bei den Wahlen zum Aufsichtsrat und zum Vorstand weiter. Es meldeten sich mehr Kandidaten, als eigentlich Posten vorgesehen waren. So etwa der Seefelder SPD-Gemeinderat Ernst Deiringer, der nicht zum Zuge kam, und Weßlings Bürgermeister Muther, der gewählt wurde. Zum Vorstand der Energiegenossenschaft gehören Gerd Mulert als Vorsitzender, Klaus Drexler und Horst Reinheimer. Der Aufsichtsrat besteht aus Thomas Vogl (Vorsitzender), Walter Kellner, Michael Padberg, Jürgen Franke, Michael Muther, Karl Roth und Professor Martin Dameris.

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