Gilching:´Rückschlag für die Energiewende`

Hamburger Umweltbüro prüft die Genehmigung der beiden Anlagen.

Christian Deussing

GilchingDer Druck auf die Betreiber der Asphaltmischanlagen in St. Gilgen wächst. Die Werke seien "Dreckschleudern, die die Gilchinger Bevölkerung gefährden und dem Klima schaden", sagte der Gilchinger Kreis- und Gemeinderat der Grünen, Peter Unger, am Donnerstagabend in der Kreisversammlung seiner Partei in Geisenbrunn. Er warnte vor krebserregenden Stoffen, die nicht gemessen würden. Außerdem werde mit "Braunkohlestaub die klimaschädlichste Feuerungsart" in den Mischanlagen verwendet. Unger sprach von einem "schweren Rückschlag für die geplante Energiewende des Landkreises Starnberg". Der Politiker forderte deshalb die Firmen Jais und Richard Schulz Tiefbau GmbH auf, auf die "umweltfreundlichere" Beheizung mit Gas umzusteigen und Zyklonfilter vorzuschalten.

Asphaltmischanlagen bei St. Gilgen

Asphaltmischanlagen bei St. Gilgen Gilching Die Asphaltmischanlagen bei St. Gilgen, ohne Verkleidung das Jais-Werk 'Amigi'.

(Foto: Sta Franz Xaver Fuchs)

Wie berichtet, hat sich eine Bürgerinitiative gegen Umweltverschmutzung bei der Gemeinde und im Starnberger Landratsamt über den "Lärm, die unzumutbaren Geruchsbelästigungen und giftigen Abgase" beschwert. Die Initiative steht im Kontakt mit einem Hamburger Umweltbüro, das bundesweit Asphaltmischanlagen in Gutachten kritisch hinterfragt. Zu den Experten gehört Klaus Koch. Er hat die Genehmigungsunterlagen für beide Bitumen-Werke angefordert und will zum Beispiel in Erfahrung bringen, warum die Befeuerung mit Braunkohle nicht verhindert wurde. Seinen Angaben nach werden durch die Braunkohlenstaubfeuerung bis zu siebenfach höhere Kohlendioxidwerte als bei einem Gasbetrieb ausgestoßen.

Auf die Beschwerden der Bürger hat jetzt das Landratsamt reagiert. Es verweist darauf, dass die beiden Anlagen mit Filter ausgestattet seien und die Grenzwerte bei der Luftverunreinigung eingehalten würden. Zwar seien insbesondere bei Westwind "Geruchsbelästigungen nicht gänzlich auszuschließen", heißt es in dem Schreiben der Kontrollbehörde an die Initiative. Aber das sei "kein Indiz" für giftige Stoffe.

Gottfried Jais junior, Geschäftsführer einer der Asphaltmischanlagen, wehrt sich gegen die Anschuldigungen und will nicht als Umweltfrevler dastehen. Er betont, dass nur gasförmige schwefelhaltige Stoffe austreten würden, die nicht krebserregend seien. Bei Verladungen könnten zwar Bitumendämpfe entweichen, diese seien aber "nicht giftig" und nicht gesundheitsgefährdend. Jais: "Unsere Anlage ist ordnungsgemäß genehmigt, wurde technisch geprüft und wird fachgerecht betrieben." Eine Einhausung des Werks sei daher nicht nötig und wäre auch viel zu teuer. Der Kiesunternehmer räumte allerdings ein, dass Braunkohle für die Beheizung billiger als Gas sei.

Auch der Chef der benachbarten Asphaltmischanlage, Volker Wilhelm, wies auf Anfrage der SZ die Proteste der Einwohner zurück. Schließlich seien mit "modernster Technik die strengen Grenzwerte" der Technischen Anleitung (TA) Luft eingehalten worden. Überdies überzeuge sich die Firma ständig, ob es Geruchsbelästigungen gebe, sagte Wilhelm. Der Betreiber ärgert sich darüber, dass "Emotionen geschürt" würden.

Um mehr Transparenz zu schaffen, hat Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD) den Firmenchefs vorgeschlagen, in ihren Werken einen "Tag der offenen Tür" anzubieten. Zudem plant die Gemeinde, eine Einwohnerversammlung mit Betreibern, Experten und Vertretern der Protestinitiative abzuhalten.

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