Ifo-Index:Schlechte Stimmung? Wo denn?

Experten hatten Schlimmes befürchtet - doch der Index des Ifo-Instituts verlor nur geringfügig. Um Deutschlands Wirtschaft steht es also noch gar nicht so schlecht. Die Anleger sind begeistert - der Dax steigt rasant.

Das wichtigste deutsche Wirtschaftsbarometer ist im September gesunken - und doch reagieren Anleger gelassen. Denn der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts fiel weniger deutlich als erwartet auf 107,5 Punkte.

Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 106,5 Punkte gerechnet. Im August war die Umfrage nach Stimmung und Erwartungen von Unternehmern ein Schock gewesen: Der Index war um mehr als vier Punkte auf 108,7 Zähler eingebrochen.

"Die Erwartungen der Unternehmen hinsichtlich des Geschäftsverlaufs im kommenden halben Jahr haben sich weiterhin beträchtlich eingetrübt. Indes wird die gegenwärtige Geschäftslage als ähnlich gut wie im Vormonat bewertet", konstatierten die Konjunkturforscher. Dass es den Unternehmen weiter so gut gehe, zeige, dass alle politischen Turbulenzen rund um die europäische Schuldenkrise wenig Einfluss auf die deutsche Konjunktur hätten.

Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Unternehmen sank im September auf 117,9 Punkte, im Vormonat hatte er bei 118,1 notiert. Zuvor hatten Ökonomen 115,9 Puntkte vorausgesagt. Der Index für die Geschäftserwartungen wurde nach 100 Punkten im Vormonat im September auf 98 beziffert. Bei dieser Kennziffer hatten die befragten Volkswirte einen Rückgang auf 97 Zähler erwartet. Das Münchner Institut befragt monatlich etwa 7000 Firmen, wie sie ihre aktuelle Lage bewerten und was sie für die nächsten sechs Monate erwarten.

Dax deutlich im Plus

Zuletzt hatten große deutsche Forschungsinstitute ihre Wachstumsprognosen nach unten korrigiert. Vor allem die Schuldenkrise von Euro-Staaten wie Griechenland oder Italien wird als Unsicherheitsfaktor gesehen.

Die Bekanntgabe des Ifo-Index befeuerte den deutschen Aktienmarkt: Nach einem sehr schwachen Auftakt schwenkte der Dax ins Plus, zeitweise sogar um mehr als drei Prozent.

Weil es der deutschen Wirtschaft gar nicht so schlecht gehe, warnte Ifo-MItarbeiter Klaus Abberger die Regierungen davor, mit neuen Hilfspaketen zu versuchen, die Konjunktur anzukurbeln. "Für Deutschland ist das nicht angebracht", sagte er. "Es verschärft nur die Schuldenproblematik." Das könnte zu noch mehr Unsicherheit bei den Investoren führen. Ohnehin habe kaum ein Land den finanziellen Spielraum dafür, die Wirkungen seien zudem unklar.

Wenn es um die Schuldenkrise geht, ist die Welt gespalten: Während vor allem die USA derzeit neue Milliarden-Programme fordern, um eine Rezession zu verhindern, sind die EU-Staaten skeptisch und setzen auf die Konsolidierung der Haushalte.

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