Sebastian Vettel ist Doppel-Weltmeister:Wenn Jäger zu Statisten werden

Die Ähnlichkeiten zwischen Sebastian Vettel und Michael Schumacher sind frappant: Es begann mit dem Kartfahren, bis ein potenter Gönner den Weg zu höheren Zielen ebnete. Jetzt hat der Heppenheimer bereits mit 24 Jahren gezeigt, dass er zu den Großen gehört und seinen Titel verteidigt. Aber Vettel hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber Schumi, der ihm bereits im kommenden Jahr den dritten Sieg bringen könnte.

René Hofmann

Sebastian Vettel ist am Ziel. Er ist nicht nur der jüngste Formel-1-Weltmeister, den es bislang gab. Er ist jetzt auch der jüngste Fahrer der Rennserie, dem die Titelverteidigung glückte. Zwei Formel-1-Fahrertitel nacheinander - damit steht er in einer Reihe mit Fernando Alonso. Und mit Michael Schumacher. Die Parallelen in den Karrieren der Könner aus Kerpen und Heppenheim - sie waren schon so ziemlich auffallend. Mit Vettels Triumph in diesem Jahr werden sie frappant.

Wie Michael Schumacher hat er seine Reflexe früh beim Kartfahren geschult. Wie Schumacher war er auf Gönner angewiesen, weil ihm die Familie den teuren Sport nur mit eigenen Mitteln nicht hätte ermöglichen können. Wie Schumacher glänzte er zunächst in einem Außenseiter-Team, um anschließend in einem der potenteren auf Anhieb die Titelchance zu nutzen. Wie Schumacher wiederholte er den Coup bei zweiter Gelegenheit.

Für Musik-Bands gilt eine einfache Gesetzmäßigkeit: Erst am zweiten Album lässt sich erkennen, wie viel Substanz sie besitzen. Der erste große Wurf kann ein Produkt jahrelanger Vorbereitung sein - oder Zufall, das berühmte One-hit-wonder. Erst, wenn auch die zweite Veröffentlichung zieht, ist der Grundstein für längerlebigen Erfolg gelegt. Ähnliches gilt im Sport: Wer einen Titel verteidigt, zeigt, dass er dauerhaft das Zeug für Größe mitbringt.

Sebastian Vettels Saison 2011 war beeindruckend. Vom Jäger wechselte er kühl und völlig unbeeindruckt in die Rolle des Gejagten. Er leistete sich so gut wie keinen Fehler. Vom ersten Rennen an demonstrierte er: Ich bin der Fahrer, den es zu schlagen gilt! Das Potential seines überlegenen Autos reizte er fast spielerisch aus.

Mit dem Last-Minute-Titel 2010 hatte er die gesamte Red-Bull-Mannschaft hinter sich gebracht. Sein Teamkollege Mark Webber, der im Vorjahr noch ein ernstzunehmender Titelkonkurrent gewesen war - diesmal war er bloß noch ein Statist. Ebenso Ferrari-Fahrer Fernando Alonso oder die McLaren-Größen Lewis Hamilton und Jenson Button; allesamt einstige Weltmeister.

Dass Vettel angesichts solch starker Konkurrenz den Titel so früh feiern kann, ist besonders bemerkenswert. Schumacher hatte in seiner Hochzeit meist nur einen Gegner. Und auch wenn Sebastian Vettel es nicht mehr hören mag, im Vergleich mit dem siebenmaligen Weltmeister wird besonders deutlich, was er schon erreicht hat - und was er alles erreichen kann. Das Erfolgsteam bleibt auch 2012 zusammen. Und falls Vettel so lange fährt, wie Schumacher es vorhat, kann er noch 19 Mal Weltmeister werden.

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