Britischer Verteidigungsminister Liam Fox:Auf Dienstreise mit Trauzeugen

Der nächste Skandal erschüttert London: Verteidigungsminister Fox soll einen engen Freund auf Dienstreisen mitgenommen haben, einmal soll sich dieser sogar als Berater ausgegeben haben. Fox weist die Vorwürfe barsch zurück - doch sie könnten ihm das Amt kosten.

Christian Zaschke, London

Am Montagmorgen konnte sich Liam Fox nicht sicher sein, dass er am Abend noch Verteidigungsminister des Vereinigten Königreichs sein würde. Zu schwer wogen die Vorwürfe, er habe einen Freund mit auf Dienstreisen und zu dienstlichen Treffen genommen, der weder im Dienste der Regierung steht noch sicherheitsüberprüft ist. Dass er seinen Posten einstweilen behält, verdankt er Premierminister David Cameron. Der sagte am Montagnachmittag: "Ich habe volles Vertrauen zu Liam Fox. Er leistet exzellente Arbeit und ist ein guter Anführer. Das hat er bei unseren Einsätzen in Libyen bewiesen."

Fox probe into adviser role

Liam Fox spricht im Britischen Unterhaus am 10. Oktober 2011 über gemeinsame Aktivitäten mit seinem Freund Adam Werritty.

(Foto: dpa)

Die Angelegenheit ist damit längst nicht ausgestanden. Das Verteidigungsministerium wird einen Untersuchungsbericht erstellen, der unter anderem der Frage nachgeht, ob Fox seine Dienstpflichten missachtet und gegen die Interessen der nationalen Sicherheit gehandelt hat. Diese Fragen mit ja oder nein zu beantworten liegt dann letztlich im Ermessen des Premierministers. Cameron hat Fox vorerst das Vertrauen ausgesprochen, aber er behält sich vor, den Verteidigungsminister gegebenenfalls doch noch zu entlassen. "Es ist wichtig, jetzt nicht zu voreiligen Schlüssen zu gelangen", sagte Cameron, "wir müssen alle nötigen Informationen sammeln und dann erst zu einem Urteil kommen."

Fox soll Treffen mit Geschäftsmann in Dubai arrangiert haben

Bereits am Freitag war bekannt geworden, dass Liam Fox seinen Freund Adam Werritty mit auf dienstliche Auslandsreisen genommen hatte. Werritty, 34, war im Jahr 2005 Fox' Trauzeuge und ehemals dessen Mitbewohner. Verschiedene britische Zeitungen berichteten von einem Video aus Sri Lankas Fernsehen, das zeigt, wie Fox den Staatspräsidenten Mahinda Rajapaksa trifft und unter anderem von Werritty begleitet wird. Das Verteidigungsministerium hatte zunächst erklärt, Fox habe den Präsidenten allein getroffen. Der Guardian berichtete zudem, dass es E-Mails gebe, die darauf hinwiesen, dass Werritty ein Treffen des Ministers mit einem Geschäftsmann in Dubai arrangiert haben könnte. Werritty wies sich auf Visitenkarten als offizieller Berater des Ministers aus, obwohl er keinen Posten dieser Art bekleidete.

Fox hatte die Vorwürfe, er habe private und dienstliche Interessen vermischt, zunächst barsch zurückgewiesen. Am Sonntagabend entschuldigte er sich dann: Er habe es nicht erlauben dürfen, dass der Eindruck entstehen könnte, es sei etwas Unrechtes geschehen - das bedauere er sehr. Am Mittwochnachmittag stellte er sich im Unterhaus den Fragen des Parlaments. Diese Fragen sahen zunächst so aus, dass konservative Abgeordnete Fox ihre vollen Unterstützung versicherten. Was er in Sri Lanka getan habe, frage ein Parteifreund und gab Fox so Gelegenheit, über sein Engagement in der Region zu sprechen: Er setze sich dort für Versöhnung ein. Was die Partei mit diesen Fragen deutlich machte: Sie folgt der Linie von Premier Cameron und stellt sich hinter Fox.

"Ich bin sicher, es gibt noch viel zu erklären"

Nach der Fragestunde gab Fox eine Erklärung gab. Er führte aus, dass es in der Tat ein Treffen mit einem Geschäftsmann in Dubai gab. Dieses sei jedoch eher zufällig und nicht auf Werrittys Vermittlung zustande gekommen. Fox räumte ein, er hätte nicht ohne offizielle Begleitung mit einem möglichen Handelspartner des Ministeriums sprechen sollen. Werritty habe ihn auf 18 Reisen begleitet, allerdings nicht in offizieller Funktion, sondern privat. Zudem habe Werritty ihn 22 Mal im Ministerium besucht, jeweils privat. Zunächst hatte Fox mehrmals erklärt, Werritty habe ihn nicht auf offiziellen Reisen begleitet. Die Zahl der Besuche im Ministerium hatte er mit 14 angegeben.

Liam Fox ist ein guter Verteidigungsminister", sagte Cameron, "er ist ein wertvolles Mitglied unseres Teams. Wir wollen uns Zeit lassen. Ich bin sicher, es gibt noch viel zu erklären." Am Montag erhielt der Premier zunächst einen vorläufigen Untersuchungsbericht des Verteidigungsministeriums. Diesen kommentierte er nicht. Cameron will den endgültigen Bericht des Ministeriums über die Vorgänge abwarten. Dieser wird am 21. Oktober erwartet.

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