Gaddafis Versteck in Libyen:Verwirrung um Rolle des BND

Libyens Ex-Diktator Gaddafi ist mit deutscher Hilfe aufgespürt worden. Der Bundesnachrichtendienst soll einem Magazinbericht zufolge den Aufenthaltsort Gaddafis in dessen Heimatstadt Sirte gekannt haben. Der BND allerdings dementiert.

Der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi soll am vergangenen Donnerstag mit deutscher Hilfe aufgespürt worden seit. Seit Wochen schon sei dem Bundesnachrichtendienst (BND) der genaue Aufenthaltsort Gaddafis in dessen Heimatstadt Sirte am Mittelmeer bekannt gewesen sein, wie der Spiegel berichtet.

Der BND allerdings dementierte den Bericht umgehend. Der Nachrichtendienst habe nicht gewusst, dass sich Gaddafi am besagten Tag in Sirte aufgehalten habe, sagte BND-Sprecher Dieter Arndt der Nachrichtenagentur dpa. "Die Geschichte ist eine freie Erfindung."

Der BND verfügt traditionell über ein dichtes Quellennetz im Nahen Osten und wusste genau, wo sich Gaddafi vor den Rebellen versteckt hielt, hieß es in der Vorab-Medlung des Spiegel. Aus Sicherheitskreisen hieß es jedoch, es seien keine Geo-Daten mitgeteilt worden, die zu einem gezielten Angriff auf Gaddafi hätten führen können, berichtet das Magazin weiter. Den Nato-Partnern dürfte trotzdem klar gewesen sein, wo Gaddafi sich aufgehalten hatte.

Unterdessen berichtete die Washington Post, der libysche Ex-Machthaber habe möglicherweise Vermögenswerte in Höhe von mehr als 200 Milliarden Dollar (144 Milliarden Euro) beiseite geschafft. Damit kämen auf jeden Libyer 30.000 Dollar. Das sei doppelt so viel, wie westliche Regierungen bisher angenommen hätten, meldete das Blatt unter Berufung auf hochrangige libysche Offizielle.

Zitiert wurde ein Beamter mit den Worten, der Umfang der im Laufe der Jahre angehäuften Besitztümer in allen Teilen der Welt in Form von Bargeld, Bankkonten, Immobilien, Goldreserven und Investments sei unfassbar. Der Beamte, so die Zeitung, habe detaillierte Unterlagen über die Suche nach den Vermögenswerten studiert. Wenn die neuen Vermögensschätzungen zuträfen, "dann wird Gaddafi sowohl als einer der habgierigsten als auch bizarrsten Machthaber der Welt in die Geschichte eingehen", schrieb die Washington Post.

Die Leiche des getöteten früheren libyschen Machthabers soll nach dem Willen der neuen Führung des Landes nicht näher auf seine Todesumstände hin untersucht werden. Es werde keine Autopsie geben, sagte ein Vertreter des Militärrats. Die Forderungen aus aller Welt nach einer Klärung der verwirrenden Todesumstände Gaddafis halten an. "Niemand wird den Körper öffnen", stellte der Vertreter des Militärrats in Misrata klar. Zwei weitere Verantwortliche in der Stadt bestätigten die Angaben. Nach dem Willen des Nationalen Übergangsrats soll Gaddafi an einem geheimen Ort beigesetzt werden.

Nach dem Tod Gaddafis wollen die Russen der Nato die Flugerlaubnis über Libyen entziehen. Moskaus UN-Botschafter Vitali Tschurkin legte dem UN-Sicherheitsrat in New York eine neue Resolution vor, die die alte Resolution Nr. 1973 vom März zum Teil aufheben soll. Die Nato hatte allerdings schon zuvor in Brüssel das Ende ihres Einsatzes zum 31. Oktober beschlossen. Mit der Resolution 1973 waren die UN-Mitgliedsstaaten ermächtigt worden, zum Schutz von Zivilisten ein Flugverbot durchzusetzen. Das bei Enthaltung der Vetomächte Russland und China verabschiedete Papier erlaubte sogar Militäreinsätze, solange es keinen Einmarsch von Bodentruppen gebe. Die Nato hatte das mit Luftangriffen konsequent umgesetzt und so dem oppositionellen Übergangsrat den Sieg ermöglicht.

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