Gisela Schneeberger über ihren neuen Film:Bei Anruf Sex

In "Eine ganz heiße Nummer" verdienen sich drei bayerische Landfrauen mit Telefonsex etwas dazu. Gisela Schneeberger in der Hauptrolle beweist wieder einmal, welch begnadete Komödiantin sie ist. Mit der SZ sprach sie über ihr Kino-Comeback, schlechte Frisuren und ein neues Projekt mit Gerhard Polt.

Josef Grübl

Gisela Schneebergers neuer Film über drei bayerische Landfrauen, die sich mit Telefonsex etwas dazuverdienen wollen, bewegt sich zwar über dem Niveau rustikaler Schwänke, ohne das spielfreudige Ensemble wäre er aber kaum der Rede wert. Schneeberger beweist darin wieder einmal, welch begnadete Komödiantin sie ist. In den vergangenen Jahren hat die langjährige Bühnenpartnerin von Gerhard Polt viel fürs Fernsehen gearbeitet. Mit "Eine ganz heiße Nummer" feiert sie ihr Kino-Comeback.

Kinostarts - 'Eine ganz heiße Nummer'

Beten hilft auch Verbalerotomaninnen: (v.l.) Bettina Mittendorfer, Gisela Schneeberger und Rosalie Thomass in "Eine ganz heiße Nummer".

(Foto: dpa)

SZ: Stimmt es, dass Sie gleich nach diesem noch einen anderen Kinofilm drehen sollten?

Gisela Schneeberger: Ja, ich hätte in der Kinderbuchverfilmung "Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel" einen Engel spielen sollen. Das wäre vor einer Bluescreen gewesen, deshalb haben sie mich in der Bavaria in vier Metern Höhe durch den Raum gezogen. Da wurde mir aber ganz schwindlig, deswegen habe ich das leider absagen müssen.

SZ: Sie konnten also wegen Ihrer Höhenangst nicht mitspielen?

Schneeberger: Genau! Ich selbst wohne ja im vierten Stock, da kann ich noch ganz gut aus dem Fenster schauen. Mein Sohn aber hat mal im fünften Stock gewohnt, da ist mir beim Runterschauen immer ganz schlecht geworden.

SZ: In "Eine ganz heiße Nummer" müssen Sie Telefonsex-Gespräche führen. Haben Sie das vorher mal ausprobiert?

Schneeberger: Nein! Komisch, aber das hätte ich mich nie getraut - und als Frau kannst du bei so einer Hotline sowieso nicht anrufen. Wir haben aber eine Woche lang geprobt, da hat uns der Regisseur ein paar mitgeschnittene Gespräche vorgespielt. Wenn man es dann selber machen muss, kostet das erst mal Überwindung. Je länger wir aber gedreht haben, umso schamloser sind wir geworden! Man wächst da schnell rein in den Jargon und wird ungenierter.

SZ: Sie sagten einmal, dass Sie großen Wert auf das Äußere einer Figur legen.

Schneeberger: Ja, das war mir hier schon auch sehr wichtig. Ich frage mich immer: Wie sieht die Figur aus? Bei diesem Film habe ich mir gedacht: Die hat bestimmt so einen gestreiften Pony. . .

SZ: Sie meinen Bicolor-Frisuren, wie man sie auf dem Land heute noch gerne trägt?

Schneeberger: Ja, beim Drehen habe ich die dann überall in echt gesehen! Dann habe ich mir noch einen schlechten Zahn machen lassen, mit so einer billigen Zahnklammer drüber. Aber leider sieht man das kaum, das war wohl zu dezent. Dabei gehört auch so etwas zu einer Biografie dazu: Wenn Leute wenig Geld haben, sieht man das oft an den Zähnen. Schade, ich hätte meinen Mund einfach mehr aufsperren müssen!

"Dieter Dorn habe ich abgesagt, weil ich gerade meinen Urlaub geplant hatte"

SZ: Ist das ein Unterschied für Sie, ob Sie fürs Kino oder fürs Fernsehen drehen?

Schneeberger: In der Vorbereitung und beim Spielen eigentlich nicht. Jetzt im Vorlauf gibt es aber Unterschiede: Wir reisen durch bayerische Städte und stellen den Film dem Publikum persönlich vor. Das gab's früher nicht: Als ich die Filme mit dem Gerhard Polt gemacht hat, wurde noch nicht so viel Wind darum gemacht.

SZ: Erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Auftritte mit Polt?

Schneeberger: Hanns Christian Müller, mit dem ich früher verheiratet war, kannte Gerhard Polt. Der hatte im Hinterhaus gewohnt und er im Vorderhaus. Gerhard hat damals noch Skandinavistik studiert, aber sie wollten immer etwas zusammen schreiben. Unseren ersten bayerischen Abend haben wir am Schillertheater in Berlin gemacht, an dem ich damals engagiert war. Hans Lietzau war zu der Zeit Intendant und hatte eine Platte vom Gerhard gehört, die Hanns Christian Müller produziert hatte. Und die fand er so lustig, dass er uns machen ließ. Von den Berliner Zeitungen sind wir aber total verrissen worden.

SZ: Nach Ihrer Rückkehr aus Berlin sollen Sie ein Angebot von Ingmar Bergman abgelehnt haben. Wieso das?

Schneeberger: Das bereue ich heute noch! Mein Leben besteht ja oft aus Absagen. Das hat schon früh angefangen, als mich der Dieter Dorn für die Salzburger Festspiele haben wollte. Das habe ich aber abgelehnt, weil ich gerade meinen Urlaub geplant hatte. Als ich aus Berlin zurückgekommen bin, spielte ich hier in München am Theater eine Gastrolle - und da hat der Bergman mich gesehen. Er hat dann am Tag nach der Premiere in der Früh angerufen und gefragt, ob ich bei ihm am Residenztheater mitspielen will. Ich war aber noch so verschlafen, dass ich gesagt habe: "Nein, ich muss jetzt erst mal Urlaub machen." Eigentlich habe ich immer irgendwie Urlaub gemacht.

SZ: Sie haben ja dann doch noch einiges gespielt in den vergangenen 35 Jahren. Worauf sind Sie besonders stolz?

Schneeberger: Den Film "Der Hahn ist tot" mag ich sehr gern. Die Arbeit mit Helmut Dietl war auch eine sehr wichtige Station. Und dann bin ich natürlich stolz auf die Sachen mit Gerhard Polt: Auf "Kehraus", "Fast wia im richtigen Leben" oder auch die Theaterstücke, die wir an den Kammerspielen gemacht haben. Das hat mich geprägt und auch bestärkt, politisch zu denken. Ich bin heute noch froh darüber, weil ich hoffe, kein so ein typischer Schauspieler zu sein, so im negativen Sinn.

SZ: Gibt es Pläne für neue Projekte mit Gerhard Polt?

Schneeberger: Ja, Gerhard hat ein neues Drehbuch geschrieben. Es soll ein kleiner Film werden, aber ich habe schon länger nichts mehr davon gehört. Ich weiß nicht, auf welcher Warteschleife das gerade ist.

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