Fahrenschon-Nachfolge:Haderthauer ist die Favoritin

Ist die Nachfolge von Georg Fahrenschon schon entschieden? Sozialministerin Christine Haderthauer hat nach SZ-Informationen die besten Chancen, bayerische Finanzministerin zu werden. Doch Haderthauer stößt innerhalb der Partei auf Widerstand - erneut gibt es Zweifel an ihrer Kompetenz.

Für die Nachfolge von Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon zeichnet sich eine Lösung ab: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gilt Christine Haderthauer als aussichtsreichste Kandidatin, heißt es aus CSU-Kreisen.

76.Parteitag der CSU auf der Messe Nuernberg

Wird sie die neue Finanzministerin? Christine Haderthauer.

(Foto: Rolf H. Seyboldt)

Die 48-Jährige ist derzeit Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen im bayerischen Kabinett. Die Nachfolge von Haderthauer würde dann wohl Melanie Huml, die bisherige Staatssekretärin im Umweltministerium, antreten. Finanzminister Fahrenschon will für das Amt des Sparkassen-Präsidenten kandidieren.

Eine offizielle Bestätigung gibt es bislang noch nicht. Eine Sprecherin der Staatskanzlei wollte die Information weder bestätigen noch dementieren. Innerhalb der CSU wird die Personalie heftig diskutiert und stößt auf Widerstand. Denn es gibt Zweifel an der fachlichen Kompetenz Haderthauers, die in finanz- und wirtschaftspolitischen Fragen als unerfahren gilt.

Ein Hintergedanke bei der Ernennung von Haderthauer könnte sein, mehr Frauen in Kabinettsposten zu heben. Ministerpräsident Horst Seehofer würde es sehr gelegen kommen, mit "Frauenpower" in den Landtagswahlkampf zu ziehen. Denn der CSU wird oft vorgeworfen, zu wenig weibliche Politikerinnen in Spitzenpositionen zu haben.

Haderthauer trat mit 22 Jahren in die CSU ein - ihr erstes politisches Mandat errang sie im Jahr 2002 als Stadträtin von Ingolstadt. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde die bis dato kaum beachtete Landtagsabgeordnete, als der damalige CSU-Parteichef Erwin Huber sie im Jahr 2007 zur Generalsekretärin berief.

Auch damals gab es skeptische Stimmen bei den Christsozialen: Kann die politisch eher unerfahrene Haderthauer in diesem wichtigen Amt reüssieren? Prompt leistete sich die Generalsekretärin Fehler.

Der schmerzhafte Stimmverlust bei der Landtagswahl 2008, als die Christsozialen 17,3 Prozentpunkte verloren und nur noch 43,4 Prozent der Stimmen gewinnen konnten, wurde nicht nur dem Spitzenkandidaten Günther Beckstein sondern auch Haderthauer angerechnet.

Kritiker monierten einen verfehlten und inhaltsleeren Wahlkampf, besonders der Slogan "Sommer, Sonne, Bayern" sorgte für Gespött. Wegen des "katastrophalen Wahlergebnisses" erklärten nicht nur Huber und Beckstein sondern auch die Wahlkampfmanagerin Haderthauer ihren Rücktritt.

Ihr Comeback erlebte die gescheiterte Generalsekretärin unter dem neuen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der sie als Sozialministerin in sein Kabinett holte.

In dieser Funktion geriet Haderthauer Ende des vergangenen Jahres in die Kritik, als sie in einem SZ-Interview Flüchtlingen massenhaften Asylmissbrauch vorwarf. "Mehr als zwei Drittel der Antragssteller missbrauchen unser Gastrecht", hatte die Sozialministerin gesagt. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die auch Vorsitzende der bayerischen FDP ist, hatte Haderthauer daraufhin zur Mäßigung aufgerufen. Die Opposition im Landtag sprach damals von gefährlicher Stimmungsmache. Inzwischen gibt sich die 48-Jährige wieder gemäßigter und kümmert sich wieder stärker um Themen, die nicht so viel Zündstoff in der öffentlichen Debatte bergen - etwa die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Pflege.

Fahrenschon hatte am Freitagabend angekündigt, am 30. November für das Amt des Sparkassen-Präsidenten zu kandidieren. Es wird voraussichtlich zu einer Kampfkandidatur zwischen ihm und Rolf Gerlach, Präsident des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, kommen.

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