Tod der Schiedsrichter-Zwillinge Methe:Der deutsche Handball trauert - und spielt weiter

Das wohl renommierteste deutsche Schiedsrichter-Paar, die Zwillinge Bernd und Reiner Methe, stirbt auf dem Weg zum Spiel bei einem Autounfall. Die Handball-Gemeinde reagiert schockiert. Und ringt sich zu der Entscheidung durch, den Spieltag an diesem Wochenende durchzuführen.

Trotz des Unfalltodes der Schiedsrichter Bernd und Reiner Methe werden die für das Wochenende angesetzten Spiele der Handball-Bundesliga (HBL) wie geplant stattfinden. "Wahrscheinlich ist das richtig. So ganz wissen wir es aber auch nicht", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann der Nachrichtenagentur dapd: "Natürlich fragen wir uns, ob es mit der Pietät vereinbar ist, die Spieler und Schiedsrichter in so eine Situation zu bringen."

Bernd und Reiner Methe

Tod auf dem Weg zum Spiel: die  Handball-Schiedsrichter Bernd (l.) und Reiner Methe.

(Foto: dpa)

Bohmann hatte noch am Freitag telefonischen Kontakt zu den am Samstag und Sonntag im Einsatz befindlichen Schiedsrichtern und Vereinen aufgenommen. Den Unparteiischen ist es freigestellt, ob sie in der schwierigen Situation zur Pfeife greifen wollen. "Es kann kurzfristig zu Umbesetzungen kommen", sagte Bohmann, der von den Klubs Rückendeckung für die Entscheidung erhielt. Zumal eine Absage der Spiele aufgrund des engen Terminkalenders zu weitgehenden Problemen führen würde.

"Ich glaube, die Vereine tragen das mit. Alle Mannschaften werden mit Trauerflor auflaufen, es wird vor den Spielen eine Schweigeminute geben. Aber das kann nur ein Zeichen sein", sagte Bohmann. Lemgos Geschäftsführer Volker Zerbe, der mit dem TBV am Samstagabend beim deutschen Rekordmeister THW Kiel antritt, sagte: "Die Brüder Methe haben ihren Job mit sehr viel Leidenschaft ausgeübt und ihr Hobby ja praktisch zum Beruf gemacht. Die Entscheidung zu spielen, ist sehr schwer. Aber ich denke, es wäre in ihrem Sinne gewesen."

Die 47 Jahre alten Zwillingsbrüder Methe waren am Freitag bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt. Das wohl renommierteste Schiedsrichter-Duo Deutschlands befand sich auf dem Weg zum Bundesligaspiel zwischen HBW Balingen-Weilstetten und dem SC Magdeburg. Wie die Polizei bestätigte, gerieten die Zwillinge mit ihrem Mercedes am späten Nachmittag auf der B 463 bei Empfingen (Kreis Freudenstadt) auf gerader und übersichtlicher Strecke aus noch ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn und prallten frontal mit einem Lastwagen zusammen. Die zwei Insassen im Lkw erlitten einen Schock.

Die Magdeburger Handballer fuhren mit ihrem Bus an dem Unfall vorbei, ohne zu ahnen, dass die ihnen bekannten Referees dort verunglückt waren. Das Spiel wurde abgesagt.

Bernd Methe hinterlässt seine Ehefrau und einen Sohn, Reiner Methe seine Ehefrau und zwei Söhne.

"Ich bin mehr als tief betroffen"

"Der tragische Tod zweier unserer besten Schiedsrichter hat mich geschockt. In ihrer langjährigen, auch international hochklassigen Karriere, hat mich das Auftreten der beiden immer sehr beeindruckt. Ihr Tod macht mich tieftraurig", sagte DHB-Präsident Ulrich Strombach am Samstagmorgen. DHB-Schiedsrichterchef Peter Rauchfuß erklärte: "Der Verlust ist nicht zu beschreiben. Ich bin mehr als tief betroffen und weiß nicht, wie wir die Sache verarbeiten sollen." Und fügte an: "Das ist ein Schicksalsschlag - da zählen für mich nur die Familien. Bernd und Reiner waren zwei der besten Schiedsrichter der Welt. Sie konnten auf zwei starke Familien, die ihnen immer zur Seite gestanden haben, vertrauen. So ein Leid und Schmerz - das ist unfassbar."

Auch Horst Bredemeier, Vize-Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), war angesichts der Tragödie entsetzt. "Das ist ein Riesenverlust für die Familien. Mein erster Gedanke ist bei ihnen, da muss der Handball zurücktreten. Natürlich verlieren der internationale und der deutsche Handball eines seiner renommiertesten Gespanne, aber das ist zweitrangig", sagte Bredemeier der dpa.

Methe/Methe waren seit 1987 Schiedsrichter, seit 1988 pfiffen sie als Gespann. Seit 1993 gehörten sie zum DHB-Kader und kamen auf 670 DHB-Spiele. Seit 1998 standen sich auch im EHF/IHF-Kader und wurden internationalem 206 Mal eingesetzt. So pfiffen sie unter anderem Spiele bei der WM 2007, bei der EM 2010 leiteten sich das Finale zwischen Kroatien und Frankreich.

Die 47-Jährigen sollten am Sonntag in der Champions League zum Einsatz kommen. Die beiden Hessen waren für das Frauen-Spiel zwischen RK Krim Ljubljana und Larvik HK angesetzt. Sie waren auch für die Frauen-Weltmeisterschaft in Brasilien im Dezember nominiert worden.

Die HBL berät derzeit, wie man das Gedenken an die beiden Referees in Ehren halten und auch deren Familien unterstützen kann. "Sie sollen wissen, dass wir nicht nur aus sportlicher Sicht zu ihnen standen", sagte Bohmann.

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