Erbe einer Bankerin:Bordellbesitzer wegen Mordes vor Gericht

Das goldene Handy der ermordeten Bankerin führte die Ermittler in ein Bordell: Dessen Besitzer soll die 75-Jährige ermorden haben lassen, um an deren Geld zu gelangen. Gemeinsam mit drei anderen Angeklagten steht er nun in Krefeld vor Gericht.

Ein Bordellbesitzer aus Mönchengladbach soll einen Auftragskiller auf eine pensionierte Bank-Prokuristin angesetzt haben, um das Vermögen der 75-Jährigen zu erben - seit diesem Dienstag wird ihm vor dem Landgericht Krefeld der Prozess gemacht. Neben dem 43-Jährigen und seiner Ehefrau sitzen auch der mutmaßliche Auftragskiller und dessen mutmaßlicher Helfer auf der Anklagebank.

Der mutmaßliche Drahtzieher des Mordes zog sein Geständnis aus dem Polizeiverhör zurück: Es sei nur ein Raub verabredet gewesen, kein Mord, behauptete der Informatiker vor Gericht. Seine 41 Jahre alte Ehefrau will von allem nichts gewusst haben.

Die 75-Jährige war n ihrer Wohnung in Krefeld erdrosselt worden - mutmaßlich von einem Bulgaren, der ansonsten als Zuhälter für den Betrieb des Bordells in Mönchengladbach zuständig war. 23.000 Euro soll der 30-Jährige für die grausige Tat bekommen haben. Die pensionierte Bankerin war mit dem Vater der Frau des Bordellbesitzers liiert. Nach dem Tod des Vaters war die 41-Jährige zur "besten Freundin" der 75-Jährigen geworden. Gemeinsam mit ihrem Mann hätte sie die Frau beerbt, die 150.000 Euro Geldvermögen und mehrere Eigentumswohnungen besaß.

Das goldfarbene Handy des Opfers wurde ihren mutmaßlichen Mördern zum Verhängnis: Es lag in dem Bordell der Angeklagten, in dem vor allem bulgarische Prostituierte arbeiten. Sechs Wochen nach der Tat wurde das Handy des Opfers wieder eingeschaltet und prompt von der Polizei geortet. Als ein Sondereinsatzkommando in das Etablissement eindrang und ein Mordermittler die Nummer wählte, klingelte es unter einem Bett. Das DNS-Profil des Zuhälters stimmte mit den Spuren am Hals des Opfers und an leeren Schmuckschatullen in der Wohnung überein.

Das Geschäft in Mönchengladbach soll rote Zahlen geschrieben haben. Deswegen ist der Informatiker nach Ansicht der Staatsanwaltschaft auf die Idee gekommen, den Erbschaftsfall zu beschleunigen. Seine Frau soll damit einverstanden gewesen sein. Mord aus reiner Habgier, so sieht es die Anklage.

Nach dem Mord soll sich die 41-jährige Erbin einen Brillantring im Wert von 16.700 Euro bestellt haben. Sie ist wegen Beihilfe zum Mord angeklagt. Der 20-jährige Helfer des Zuhälters muss sich nur wegen Beihilfe zum Raub verantworten: Er soll von den Mordplänen tatsächlich nichts gewusst haben. Das Gericht hat insgesamt sieben Verhandlungstage angesetzt.

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