DGB-Studie zu Arbeitsqualität:Der Betriebsrat im Kopf

Eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes belegt: Firmen mit Betriebsräten haben zufriedenere Mitarbeiter. Das wirkt sich auch aufs Gehalt aus.

Sibylle Haas

Beschäftigte in Unternehmen mit Betriebsräten beurteilen ihre Arbeitsbedingungen besser als Mitarbeiter in mitbestimmungsfreien Firmen. Sie fühlen sich besser bezahlt und haben weniger Angst, ihren Job zu verlieren. Sie sind außerdem zufriedener mit ihrem Arbeitsplatz und stärker mit ihrem Unternehmen verbunden. Dies geht aus einer Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor, dessen Ergebnisse der Süddeutschen Zeitung vorliegen.

Leistungsgerechte Bezahlung

Danach geben 40 Prozent der Arbeitnehmer in mitbestimmten Betrieben an, ihr Einkommen sei in hohem oder sehr hohem Maße leistungsgerecht. In Firmen ohne Betriebsrat sagen dies nur 30 Prozent. Auch sorgen nach der DGB-Befragung Betriebsräte dafür, dass der Niedriglohnsektor nicht die Überhand gewinnt. Der Anteil der unbefristet in Vollzeit Beschäftigten, die im Monat weniger als 1500 Euro brutto verdienen, liegt in mitbestimmten Betrieben bei 15 Prozent. In Unternehmen ohne Betriebsräte ist er fast doppelt so hoch.

Die Ergebnisse beruhen auf den Daten des "DGB-Index Gute Arbeit", der 2007 zum ersten Mal ermittelt worden ist und der jährlich erstellt wird. Der Index stellt nach einer repräsentativen Befragung die Arbeitsqualität aus Sicht der Beschäftigten dar. "Mitbestimmte, gute Arbeit ist eine Grundbedingung für engagierte Belegschaften, deren Potentiale sich voll entfalten können und die Verantwortung übernehmen wollen", so Dietmar Hexel, Mitglied des geschäftsführenden DGB-Bundesvorstands.

Innovation und Mitbestimmung

Eine Untersuchung im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Forscher analysierten, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen Innovation und Mitbestimmung. Gelungene Mitbestimmung, so das Ergebnis, führe dazu, dass Innovationen im Betrieb breiter akzeptiert würden. Auch würden Fehler vermieden. Denn Betriebsräte brächten oft Verbesserungs- und Lösungsvorschläge an, die das Management übersehen hätte. Daher hielten auch die Geschäftsführer der untersuchten Firmen es für wichtig, Betriebsräte in die Entscheidungen einzubeziehen.

Betriebsräte sorgten auch dafür, dass Veränderungen für die Belegschaft akzeptabel seien. Die Beschäftigten fühlen sich nicht "überrollt". Allerdings geraten laut Studie Betriebsräte gerade beim Thema Innovation oft in Konflikte: Gehen sie zu stark auf das Management ein, geraten sie in den Ruf des Co-Managers und verlieren die Unterstützung der Belegschaft. Versuchen sie Veränderungen abzuwehren, verlieren sie ihre "gestaltende Funktion".

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