Elektronische Lesegeräte:So finden Sie den passenden E-Book-Reader

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E-Books sind billiger als gedruckte Bücher und sie nehmen daheim im Regal keinen Platz weg. Mittlerweile werden für elektronische Bücher zahlreiche Lesegeräte angeboten - doch welches ist das richtige? Eine Entscheidungshilfe

Peter Stelzel-Morawietz

Für Traditionalisten steht es außer Frage: Am Bildschirm zu lesen ist stillos, ein Buch muss gedruckt sein. Auch mancher Vielleser tut sich mit dem Umstieg vom gedruckten zum elektronischen Buch schwer. Dessen Zahlen zeigen allerdings klar nach oben. So verkaufte der Buch-Großhändler Libri im Herbst über seine Internet-Plattform erstmals mehr E-Books als Taschenbücher und Hardcover-Ausgaben.

E-Books nehmen nur wenig Platz im Regal weg. (Foto: picture alliance / dpa)

Bei Amazon, dem unumstrittenen E-Book-Marktführer in den USA, liegen die Verkäufe der elektronischen Ausgaben schon lange vorn. In den Staaten ist aber auch der Marktanteil elektronisch verbreiteter Bücher erheblich höher, er betrug schon 2010 gute 8,3 Prozent, in Deutschland waren es im selben Zeitraum nur 0,4 Prozent. Für 2011 wird hierzulande ein Anteil von 1,4 Prozent erwartet, 3,72 Millionen eBooks sollen verkauft werden.

Die Lesegeräte bieten durchaus Vorteile: E-Books sind - ebenfalls mit eigener Preisbindung - meist 15 bis 20 Prozent billiger als gedruckte Bücher, sie nehmen sowohl im Urlaubsgepäck als auch daheim im Regal keinen Platz weg, und man hat immer genügend Lesestoff dabei. Denn auf einen der Reader passen etwa 1000 bis 3000 elektronische Bücher.

Doch es geht nicht mehr nur um Bücher, immer mehr Zeitungen und Zeitschriften gibt es ebenfalls in einer elektronischen Variante. Wer zur Hauptverkehrszeit in einer Großstadt mit der U-Bahn unterwegs ist, weiß, dass an das Lesen einer normalen Zeitung häufig kaum zu denken ist. Ein E-Book-Reader aber lässt sich auch auf engstem Raum mit einer Hand halten. Mittlerweile werden zahlreiche solcher Lesegeräte angeboten - doch welches ist das Richtige?

Mit den Slogans wie "der E-Book-Reader für alle" und "sensationell günstig" bewerben die Buchhandelsketten Hugendubel und Weltbild ihr elektronisches Lesegerät. Knapp 60 Euro scheinen angesichts der Preise bei der Konkurrenz in der Tat gering. Der Buchhändler Thalia verlangt für seinen Reader mit der Bezeichnung Oyo das Doppelte, Sony für sein neu auf den Markt gebrachtes Gerät PRS-T1 sogar 150 Euro, ebensoviel kostet der Reader von iRiver, den man in Buchhandlungen kaufen kann.

Doch obwohl alle Hersteller und Händler ihre Geräte als E-Book-Reader bezeichnen, unterscheiden sie sich in einem Punkt fundamental, nämlich beim Bildschirm. Während das preiswerte Gerät von Weltbild beziehungsweise Hugendubel ein LCD-Display mit Hintergrundbeleuchtung ähnlich wie bei einem Laptop besitzt, verfügen die anderen Reader etwa von Sony oder iRiver über Bildschirme mit sogenannter elektronischer Tinte.

Darauf sind die Inhalte nicht nur selbst im Sonnenschein perfekt und auch auf Dauer ermüdungsfrei zu lesen, der Bildschirm verbraucht auch wenig Strom. Einzig das Umblättern der Seiten belastet den eingebauten Akku geringfügig, die Geräte halten deshalb zwischen 10 000 und 20 000 Seitenwechsel durch. Selbst in einem mehrwöchigen Urlaub muss man sich also keine Gedanken ums Aufladen machen. Geräte mit LCD-Anzeige müssen dagegen schon nach acht Stunden wieder an die Steckdose.

Neben den Bildschirmvarianten ist ein weiteres Gerätemerkmal wichtig: Abgesehen von den beiden Amazon-Lesegeräten, dem Kindle 4 für 99 Euro und dem Kindle Keyboard 3G für 159 Euro, können alle anderen Reader E-Books im ePub-Format anzeigen. In diesem offenen Format werden in Deutschland die meisten elektronischen Bücher angeboten.

So kann man auf einem bei Libri.de erworbenen Sony-Lesegerät die Bücher selbst bei Thalia.de, Hugendubel.de oder woanders kaufen, beim iRiver-Gerät gibt es die Möglichkeiten, den eigenen Buchhändler am elektronischen Geschäft teilhaben zu lassen. Der Markt für eBücher bietet weit über 100 000 deutschsprachige Titel, darunter regelmäßig etwa 80 Prozent der Spiegel-Bestseller.

Besitzer eines Amazon Kindle sind dagegen auf das hauseigene Dateiformat und damit auf die Angebote des offiziellen Kindle-Stores beschränkt. Während es dort englischsprachige E-Books zuhauf gibt, liegt das Angebot deutscher Werke bei nur etwa 40 000. Der Kopierschutz der elektronischen Bücher lässt sich zwar entfernen, anschließend kann man dann auch ein Format in ein anderes umwandeln. Doch das ist illegal.

In aller Regel gelangen die E-Books daheim per Wlan in wenigen Sekunden auf die Lesegeräte, also mit der gleichen Funkverbindung, die auch zum Surfen mit dem Notebook oder Tablet-PC dient. Ob sich die Bücher nur am Computer oder auch direkt auf dem Reader kaufen lassen, hängt vom Modell und vom Buch-Shop ab. Eine Alternative sind öffentliche Bibliotheken, die E-Books verleihen. Man muss also nicht mehr zur Bücherei fahren und sich an die Öffnungszeiten halten, sondern bekommt das geliehene Buch sofort aufs Gerät.

Zudem bieten mittlerweile zahlreiche Zeitschriften- und Zeitungsverlage ihre Inhalte in elektronischer Form an, darunter auch die Süddeutsche Zeitung. Abonnenten bekommen die Digitalvariante bis zum Jahresende kostenlos, danach lässt sie sich für eine Zusatzgebühr zum bestehenden Abo dazubuchen.

Einige der neuen E-Book-Reader wiegen unter 200 Gramm - und damit weniger als ein Drittel des aktuellen iPads. Prinzipiell lassen sich E-Books über kostenlose Apps auch auf Tablet-PCs mit Apple iOS, Android und Windows lesen. Die Lesefreundlichkeit auf den E-Book-Readern mit elektronischer Tinte ist aber unübertroffen. Zudem laufen auch die Tablets mit einer Akkuladung höchstens zehn Stunden. Andererseits sind solche Tablet-PCs Computer, die viel mehr leisten als ein reiner Reader. Wer also schon ein iPad oder einen anderen Tablet-PC hat, ist mit den Reader-Apps durchaus gut bedient.

© SZ vom 19.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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