Delaware ernennt Marsbotschafter:"Ich denke nicht viel über Außerirdische nach"

Die USA wollen als erste Nation den Mars erreichen, und der Gouverneur von Delaware will dabei vorne mitspielen: Jack Markell hat einen Professor zum ersten Marsbotschafter ernannt - und sieht die Aktion mit Augenzwinkern.

Marten Rolff

Das US-Raumfahrtprogramm hat zwar empfindliche Kürzungen hinnehmen müssen - trotzdem hat Präsident Barack Obama gerade gesagt, er wolle es noch erleben, dass Amerika als erste Nation den Mars erreicht. Wenn es so weit ist, will der Staat Delaware ganz vorne mit dabei sein. Gouverneur Jack Markell, ein Parteifreund Obamas, hat vorgesorgt und den Physik-Professor Noureddine Melikechi von der Delaware State University zum ersten Marsbotschafter der Welt ernannt.

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Jack Markell, Gouverneur des US-Bundesstaates Delaware.

(Foto: AFP)

SZ: Guten Tag, Herr Gouverneur, wir rufen an, weil Sie gerade den ersten Marsbotschafter der Welt berufen haben . . .

Markell: Ja, das ist richtig, ich habe jedenfalls noch von keinem anderen gehört.

SZ: . . . und da stellt sich natürlich die Frage, was jemand, der diesen Titel trägt, eigentlich so macht?

Markell: Na ja, der Titel "Marsbotschafter" wurde erst einmal mit einem kleinen Augenzwinkern erfunden.

SZ: Ach, als Gouverneur von Delaware verleihen Sie Witztitel?

Markell: Es war ganz klar als humorvolle Aktion gedacht, aber als eine, mit der wir Aufmerksamkeit auf die Verdienste lenken wollen, die sich die Professoren der Delaware State University um das Programm der Marsmission erworben haben. Wir wollen, dass Investoren aus der Wirtschaft Notiz davon nehmen. Diese Verbindung herzustellen, ist eine wichtige Aufgabe für mich als Gouverneur. Universitäten sind ja auch Wirtschaftsmotoren unseres Staates.

SZ: Und um die Wirtschaft anzukurbeln haben Sie den Titel Marsbotschafter erfunden? Und noch eine schicke Urkunde dazu?

Markell: Die Idee stammt tatsächlich aus meinem Mitarbeiterstab. Die Alternative wäre gewesen, einfach eine Presseerklärung rauszugeben, auf der steht: Die Delaware State University trägt zum Programm der Marsmission bei. Punkt.

SZ: Mmh, es ist verdammt schwer geworden, Politik zu verkaufen, oder?

Markell: Jedenfalls hätte von so einer Presseerklärung kaum jemand Notiz genommen. Warum also sollte man nicht ein bisschen Humor einsetzen, um eine ernste Botschaft rüberzubringen. Dr. Melikechi wird das richtig verstanden haben. Er hat einen tollen Humor.

SZ: Aber spinnen wir das ruhig mal weiter. Was erwarten Sie von Ihrem neuen Marsbotschafter?

Markell: Tja, was macht ein Botschafter? Er vertritt seinen Staat. Er könnte also anderen vermitteln, was für ein großartiger Ort Delaware für einen Besuch ist.

SZ: Und was sollten Außerirdische in Delaware wollen?

Markell: Wir haben phantastische Strände, romantische Hügel, tolle Restaurants und eine interessante Geschichte. Wussten Sie zum Beispiel, dass wir der erste Staat der USA waren?

SZ: Sehr schön, aber Sie nehmen nicht an, dass Außerirdische als Strandtouristen nach Delaware kommen, oder? Vor allem im US-Kino erreichen Aliens die Erde fast immer als Katastrophe. Als menschenfressende Schleimmonster. Oder als fiese Erkrankung.

Markell: Sehen Sie, und wir haben da einen viel optimistischeren Ansatz. Bei Krankheiten glauben wir an unsere Krankenhäuser. Und bei Gästen an solche, die bei uns viel Geld ausgeben.

SZ: Herr Gouverneur, glauben Sie überhaupt an Außerirdische?

Markell: Weil ich mich der Wissenschaft verschrieben habe, glaube ich an Dinge nur dann, wenn sie beweisbar sind. Darüber hinaus denke ich nicht viel über Außerirdische nach. Schließlich gibt es genug irdische Probleme.

SZ: Ach, kommen Sie! Sie haben zwei Töchter, denen Sie abends vorlesen müssen. Und irgendeine Vorstellung haben wir doch alle, oder nicht?

Markell: Meine Kinder bitte ich grundsätzlich darum, sich ihre eigene Meinung zu bilden. Und um den Rest soll sich nun Dr. Melikechi kümmern. Für Kontakte gibt es genug Anknüpfungspunkte. Wir haben einen tollen Flughafen, einen Hafen, viele Möglichkeiten . . .

SZ: Herr Gouverneur, Sie beginnen, sich zu wiederholen.

Markell: Aber das ist unsere Botschaft. Und wir haben in Delaware, dem ersten Staat der USA, ein Sprichwort: "Es ist gut, der Erste zu sein." Und daran halten wir uns. Wer weiß, welche Vorteile es noch bringen wird, den ersten Marsbotschafter ernannt zu haben.

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