Justiz in Iran:Verwirrung um Todesstrafe für Ehebrecherin

Eine iranische Frau muss wieder um ihr Leben bangen. Ihre Steinigung wurde nach Protesten ausgesetzt. Jetzt droht der Tod durch den Strang. Selbst Rechtsexperten reagieren verwirrt.

Sakineh Mohammadi-Aschtiani wurde im Jahr 2006 wegen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt. Doch weil Politiker und Menschenrechtler aus aller Welt protestierten, wurde die Hinrichtung ausgesetzt.

Hängen statt Steinigen: Iran will Frau hinrichten

Sakineh Mohammadi-Aschtiani hat zugegeben einen Liebhaber gehabt und mit dessen Hilfe ihren Mann umgebracht zu haben.

(Foto: dpa)

Doch jetzt könne der Frau der Tod durch den Strang drohen, obwohl sie bislang nur zu einer zehnjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden sei, teilte der Leiter der Justizbehörde in der Provinz Aserbaidschan, Malek Edschdar-Scharifi, laut iranischen Medien mit.

Der Grund: Die 43-Jährige soll ihrem Liebhaber geholfen haben, den Ehemann zu töten.

Der ganze Fall ist inzwischen selbst für Rechtsexperten im Iran verwirrend. Denn die Frau wurde in der Provinzhauptstadt Täbris wegen Mordes angeklagt und zu einer zehnjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Jetzt ist aber wieder von der Todesstrafe die Rede. Gegen die Freiheitsstrafe sei keine Revision eingelegt worden. Außerdem hat Mohammadi-Aschtiani mehrmals gestanden, dass sie einen Liebhaber hatte und mit dessen Hilfe ihren Ehemann tötete.

Auch ihr Sohn sagte den Medien, dass seine Mutter den Vater ermordet habe, sie aber nicht hingerichtet werden solle. Jetzt müsse der Chef der iranischen Justizbehörde, Ajatollah Sadek Amoli-Laridschani, entscheiden, was nach islamischem Recht das beste Urteil gegen die Frau sei, sagte Edschdar-Scharifi.

Beobachter in Iran gehen davon aus, dass die Justizbehörde wegen der großen internationalen Aufmerksamkeit gegen eine Todesstrafe entscheiden wird. Sowohl die Behörde als auch die Regierung wollen das Problem wegen möglicher politischer Konsequenzen vom Tisch haben, berichten mit dem Fall Vertraute. Die iranische Führung wolle keinen neuen Skandal, aber auch nicht nach außen den Eindruck erwecken, jeglichem Druck des Westens nachgegeben zu haben, lautet die Begründung.

Justizbehörde widerspricht Achmadinedschad

Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte letztes Jahr noch dementiert, dass die Frau überhaupt zur Steinigung verurteilt worden sei. Die Justizbehörde widersprach dann dem Präsidenten. Der staatliche Sender Press TV hat sogar den ganzen Fall einschließlich des Mordes an dem Ehemann in einem Dokumentarfilm rekonstruiert - mit der Frau als Hauptdarstellerin. Das Ziel des Filmes war, den Westen davon zu überzeugen, dass er nicht mit einer Mörderin sympathisieren solle.

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