Vorname und Partnerwahl:Kevin allein in der Singlebörse

Deutschsprachige Singles bleiben offenbar lieber allein, als einen Kevin als Geliebten in Betracht zu ziehen. Wie der Vorname sich auf die Chance auswirkt, einen Partner zu finden.

Sebastian Herrmann

Der Mensch trägt viele Hypotheken. Eine der möglichen Lasten, die einem von den Eltern mitgegeben werden, ist der Vorname. Tatsächlich fällt einiges im Leben schwerer, wenn ein Name wie Kevin, Justin, Chantal oder Jacqueline im Pass steht. Das haben nun Psychologen um Jochen Gebauer von der Humboldt-Universität Berlin abermals gezeigt (Social Psychological and Personality Science, online vorab).

Partnersuche im Internet

In manchen Fällen könnte ein Pseudonym hilfreich sein: Partnerwahl im Internet.

(Foto: dpa)

Die Forscher untersuchten in einer Online-Dating-Plattform für den deutschsprachigen Raum, wie negativ besetzte Vornamen die Kontaktaufnahme erschweren. So bekamen zum Beispiel Männer, die Alexander heißen, 102 Prozent mehr Erstprofilaufrufe als solche, deren Name Kevin lautet. Weil den Nutzern der Datingseite sonst außer Alter und Wohnort keine weiteren Informationen zur Verfügung standen, wertet Gebauer die Ergebnisse als starken Hinweis auf die Nebenwirkungen negativ besetzter Vornamen. Deutschsprachige Singles blieben offenbar lieber allein, als einen Kevin als Partner in Betracht zu ziehen, resümieren die Psychologen. Die Namen werden vermutlich mit der Zugehörigkeit zu sozial schwachen Schichten assoziiert, in denen sie tatsächlich häufiger vergeben werden.

Die Namen, die von Gebauer als positiv oder negativ bewertet wurden, stammen aus einer Liste, die Julia Kube von der Universität Oldenburg 2009 Lehrern zur Beurteilung vorgelegt hatte. Damals zeigte sich, dass Lehrkräfte jene Kinder, die Mandy, Jacqueline, Chantal, Kevin, Justin oder Marvin heißen, eher als leistungsschwach und verhaltensauffällig einschätzten. Hannah, Charlotte, Marie, Jakob, Maximilian oder Alexander sind hingegen Namen, deren Trägern die Pädagogen positive Eigenschaften unterstellen - so wie nun auch Nutzer der Online-Datingseite.

Das Team um Gebauer untersuchte weitere Faktoren: Die Träger von als negativ empfundenen Namen hatten im Schnitt ein geringeres Selbstbewusstsein, waren häufiger Raucher und weniger gebildet. "Negative Namen provozieren schlechte zwischenmenschliche Erfahrungen, was letztlich das Leben dieser Menschen negativ beeinflusst", sagt Gebauer.

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