Öltransporte gefährdet:Iran droht mit Blockade des Persischen Golfs

Der Mullah-Staat lässt die Muskeln spielen: Sollten die Sanktionen gegen Iran wegen des Atomstreits ausgeweitet werden, erwägt Teheran, die für den Öltransport wichtige Straße von Hormus zu schließen. Die USA reagieren prompt.

Iran hat mit einer Blockade von Öltransporten im Persischen Golf gedroht, falls die wegen des Atomstreits verhängten Sanktionen gegen das Land ausgeweitet werden sollten. "Wenn sie (der Westen) Sanktionen gegen iranisches Öl verhängen, wird kein Tropfen Öl mehr durch die Straße von Hormus gelassen", sagte Vizepräsident Mohammed Reza Rahimi nach Berichten staatlicher Medien. Man habe kein Interesse an Animositäten und Feindschaft. "Aber der Westen wird mit seinen Intrigen nicht aufhören", fügte er hinzu. Deshalb sei eine harte Antwort nötig.

Nadelöhr für Öltransporte: der Persische Golf, die Straße von Hormus Iran

Nadelöhr für Öltransporte: der Persische Golf, die Straße von Hormuz und der Golf von Oman in einer Satellitenaufnahme.

(Foto: dpa)

Unterstützung bekam er vom Chef der iranischen Kriegsmarine, Habibollah Sajjari. Die Schließung des Golfs sei kein Problem, sagte dieser im staatlichen Fernsehen. Es sei "leichter, als ein Glas Wasser zu trinken." Derzeit gebe es dafür aber keine Notwendigkeit, denn der Iran habe das Meeresgebiet unter Kontrolle und könne den Transit überwachen.

Sajari betonte zugleich, der Iran überwache die Truppenbewegungen der US-Marine in der Region. "Wir werden auf jede Bedrohung auf die stärkste Art und Weise reagieren", sagte er der Nachrichtenagentur Irna. Die iranische Marine hatte am Samstag mit einem zehntägigen Manöver an der Meerenge begonnen. Die US-Marine hat im Nachbarland Bahrain ihre fünfte Flotte stationiert, um die Seewege für den Transport von Erdöl zu schützen.

Noch in der vergangenen Woche hatte das iranische Außenministerium bestritten, eine Blockade der Straße von Hormus gegenwärtig in Betracht zu ziehen. Sollte es in der Region jedoch zu "kriegsähnlichen Zuständen kommen, wird alles kriegsähnlich werden", warnte Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast am vergangenen Mittwoch.

Die USA zeigen sich unbeeindruckt von iranischen Drohungen. Die Aussagen aus Teheran seien "nur ein weiterer Versuch, die Aufmerksamkeit von den wirklichen Themen abzulenken", sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums in Washington. Komme der Iran seinen internationalen Verpflichtung mit Blick auf sein Atomprogramm weiter nicht nach, drohten neue Sanktionen, sagte Sprecher Mark Toner. Füge sich Teheran jedoch, könne eine engere Zusammenarbeit mit dem Westen folgen. Das sei die Doppelstrategie, die Washington weiterhin verfolge.

Die Golfstaaten zeigten sich bereit, iranische Öllieferungen auf dem Weltmarkt zu ersetzen. Sie seien vorbereitet, einen möglichen Verlust iranischen Öls auszugleichen, teilte ein ranghoher Vertreter des saudischen Ölministeriums mit.

EU denkt über Öleinfuhrverbot nach

Der Westen verdächtigt die iranische Regierung, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms heimlich am Bau von Atomwaffen zu arbeiten. Israel und die USA haben deshalb auch Militärschläge gegen iranische Atomanlagen nicht ausgeschlossen. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hatte in ihrem jüngsten Bericht Hinweise auf ein solches militärisches Atomprogramm dokumentiert. Daraufhin hatten die USA und die Europäische Union ihre Sanktionen gegen den Iran bereits verschärft.

Die EU plant darüber hinaus weitere Strafmaßnahmen. Seit längerem ist auch ein Öleinfuhrverbot im Gespräch. Die Straße von Hormus ist eine Meerenge am Ausgang des Persischen Golfs zwischen der arabischen Halbinsel und dem Iran. Durch das etwa 50 Kilometer breite und über 200 Kilometer lange Nadelöhr transportieren Tanker einen beträchtlichen Teil des weltweit benötigten Rohöls. Am Wochenende hatten iranische Streitkräfte ein großangelegtes Manöver in dem Seegebiet begonnen.

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