FC Bayern Basketball:Mit "Mia-san-mia"-Gefühl ins neue Jahr

Die Bayern-Basketballer besiegen nach schwachem Beginn im bayerischen Derby den BBC Bayreuth und beweisen, dass sie in der Münchner Arena kaum zu schlagen sind. Nach dem Spiel verblüfft Trainer Bauermann nicht nur die Reporter mit freundlichen Gesten.

Jonas Beckenkamp

Dirk Bauermann hatte für jeden noch eine Nettigkeit übrig. Der Coach der Bayern-Basketballer verabschiedete sich zum Jahresende selbst vom schnauzbärtigen Ordner vor dem Presseraum der Rudi-Sedlmayer-Halle mit ein paar guten Wünschen.

FC Bayern Muenchen v BBC Bayreuth - Beko BBL

Nach einem schwachen Anfang ging er dann doch meistens rein, der Ball. Die Basketballer des FC Bayern gewannen am Ende verdient.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

"Also servus dann," sagte Bauermann, während er dem freundlichen Aufpasser sanft auf die Schulter klopfte. "Pfiad eana. Und bleibn's gsund," entgegnete der Türsteher - es war eine Szene, die irgendwie passte zum harmonischen Jahresausklang der Münchner.

Mit 73:65 (34:33) hatte Bauermanns Team zuvor im bayerischen Derby den BBC Bayreuth bezwungen - ein Ergebnis, das klarer anmutet, als es der Spielverlauf tatsächlich hergab, es war eine intensive und spannende Partie in der Münchner Arena.

Doch wen interessiert das schon nach einem weiteren erfolgreichen Heim-Auftritt des Aufsteigers, der wie kaum ein anderer Verein in dieser BBL-Saison im Fokus steht. Was in München mit viel Geld und reichlich Ambition heranwächst, ist allein schon wegen des berühmten Klubnamens kein alltägliches Unterfangen - das weiß auch Bauermann.

Und so hatte sich der Trainer auf der Pressekonferenz am Ende sogar bei den anwesenden Reportern bedankt für ihren Einsatz im Sinne des Basketballs. "Ich schätze den professionellen Umgang der Medien mit unserem Projekt und möchte Ihnen für Ihre Berichterstattung danken," diktierte er den verdutzten Journalisten in ihre Blöcke - und die hielten sich mit weiteren Nachfragen vornehm zurück. Dabei hätte es einiges zu kritisieren gegeben am Spiel der Bayern, die vor allem zu Beginn von den quirligen Bayreuthern überrumpelt schienen.

0:7 hatte es nach wenigen Sekunden gestanden, 18:21 nach dem ersten Viertel. Ein Auftakt, den die Münchner gegen den Tabellenelften sicher kaum so erwartet hatten. "Heute lief es zäher als uns lieb war," gab Kapitän Steffen Hamann zu und folgerte: "Aber wir haben über 40 Minuten viel Leidenschaft gebracht und das zeigt, dass dieses Team lebt."

Hamann dirigierte seine Mannschaft im Spielaufbau umsichtig und erzielte starke 22 Punkte. Nach der Kritik an seinen Führungsqualitäten, die zuletzt auf der Tribüne und in Internetforen immer lauter wurde, gab der Nationalspieler die entsprechende Antwort auf dem Parkett. "Die Leute sehen oft nicht, wenn ich das Team ohne viel Scoring führe," beklagte sich Hamann leise und schloss dann pragmatisch: "Heute habe ich uns mit Punkten geholfen." Und wie: Der Spielmacher preschte immer wieder energisch zum Brett und stemmte sich zunächst allein gegen die selbstbewusst aufspielenden Gäste.

Schwieriger Umgang mit Druck

Das vielzitierte "Mia san mia" des FCB verkörperte Hamann damit vor den Augen von Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Doch leider war er damit in der ersten Halbzeit der Einzige in einer seltsam gehemmten Münchner Mannschaft: Der sonst so effektive Punktesammler Chevon Troutman musste wegen Foulproblemen früh pausieren, Jan Jagla verabschiedete sich nach nur zwei Minuten Einsatzzeit leicht angeschlagen in Richtung Fitness-Fahrrad hinter der Bank.

Es war Darius Hall, in dieser Saison bislang eher Maskottchen denn sportlich wertvoll, der diesem Spiel eine Wende geben sollte. Zwar flutschten dem 38-jährigen Amerikaner immer wieder Bälle aus den riesigen Pranken, doch sorgte er mit seiner Energie und seinem Enthusiasmus für Ballgewinne - und für Verwirrung bei den Bayreuthern. Es war ein geschickter Schachzug von Bauermann, Hall in dieser unübersichtlichen Phase aufs Feld zu schicken.

"Es ist nicht einfach, mit dem Druck umzugehen," sagte später Alexandar Nadjfeij, der nach der Pause mit bissiger Verteidigung und Präsenz unter dem Korb half, das Spiel umzubiegen. "Wir müssen uns immer beweisen. Alle Teams kommen hierher und wissen: Gegen den FC Bayern zu spielen ist etwas Besonderes."

Mit der Favoritenrolle scheint sich das Münchner Basketball-Start-Up noch schwer zu tun, das war zuletzt bei den zahlreichen Auswärtspleiten zu beobachten. Doch im Gegensatz dazu gelang gegen Bayreuth daheim wieder einmal eine deutlich stärkere zweite Halbzeit.

Plötzlich rammten auch die Bayern die Gäste-Akteure aus dem Weg oder klauten dem Gegner einfach die Bälle aus den Händen - mit der steigenden Intensität im Spiel des Heimteams verloren schließlich auch die Bayreuther ihre Unbekümmertheit und gerieten in Rückstand (49:53 nach dem dritten Viertel). "Wir waren nach der Pause viel besser eingestellt und haben gut geantwortet," bilanzierte Flügelspieler Demond Greene, der seine Muskeln beim Rebound und bei Ballgewinnen immer wieder gekonnt einsetzte.

Ähnliches Zupacken war auch bei Nationalspieler Robin Benzing zu bestaunen, der in einigen Situationen willensstark zum Korb ging und dafür mit zwölf Freiwürfen belohnt wurde. "Robin war heute neben Hamann und Nadjfeij sicher einer unserer Besten," lobte Bauermann den 22-jährigen Zugang aus Ulm, der insgesamt 15 Zähler erzielte. "Wir haben uns heute hineingekämpft. Es war unser letztes Spiel nach einem aufregenden Jahr - wir wollten unbedingt gewinnen," so Bauermann.

Dass dies schließlich gelang, obwohl es zunächst nicht gut ausgesehen hatte, dürfte die Bayern auch im Hinblick auf die nächsten Aufgaben positiv stimmen: Gleich in der ersten Januarwoche reisen die Münchner zunächst nach Ulm und dann nach Bamberg - Nettigkeiten erwarten den Aufsteiger bei den schwersten Auswärtsaufgaben der bisherigen Saison gewiss nicht.

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