Neuer Machthaber Kim Jong Un:Nordkorea schließt Kurswechsel aus

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Drohungen gegen die "Marionettenregierung" des Südens, Festhalten an der "Militär-Zuerst"-Politik: Auch unter dem zum neuen Führer Nordkoreas ausgerufenen Diktatorensohn Kim Jong Un soll es keine einschneidenden Veränderungen in dem abgeschotteten kommunistischen Land geben. Die Hoffnungen des Westens auf eine vorsichtige Öffnung scheinen vergeblich.

"Wir erklären feierlich und voller Stolz den dummen politischen Verantwortlichen in der Welt, darunter der Marionettenregierung in Südkorea, dass sie von uns nicht die geringste Änderung erwarten dürfen". Es sind deutliche Worte, die von den nordkoreanischen Staatsmedien verbreitet werden. Worte, die jede Hoffnung auf Wandel zunichtemachen.

Wie der Vater so der Sohn: Auch unter dem neuen Machthaber Kim Jong Un (Mitte) soll es in Nordkorea keinen politischen Wandel geben. (Foto: dpa)

Die Nationale Verteidigungskommission hat in einer am Freitag verbreiteten Erklärung einen politischen Kurswechsel ausgeschlossen. Auch nach dem Machtwechsel an der Spitze des Staates werde es keine Gespräche mit der Regierung in Südkorea geben.

Zugleich stieß das kommunistische Regime neue Drohungen gegen den Nachbarn im Süden aus: Für die "unverzeihlichen Sünden" der südkoreanischen Regierung während der Beisetzung von Kim Jong Il müsse mit Vergeltung gerechnet werden, hieß es in der Mitteilung. Der Norden wirft Seoul vor, Beileidsbesuche verboten zu haben. Die Regierung in Pjöngjang ist zudem verärgert, dass Seoul erlaubt hat, dass am Tag der Beerdigung Aktivisten mit Ballons Flugblätter über dem Norden abwarfen, in denen zum Sturz der Regierung aufgerufen wurde.

Die Verteididungskommission ist das mächtigste Entscheidungsgremium Nordkoreas. Die Erklärung kam einen Tag nach dem Ende der offiziellen Trauerzeit für den langjährigen Alleinherrscher Kim Jong Il, der vor knapp zwei Wochen gestorben war. Bei einer abschließenden Gedenkfeier mit Zehntausenden von Menschen auf einem Platz in Pjöngjang hatte das Regime Kims jüngsten Sohn Kim Jong Un zum obersten Führer der Partei, des Militärs und des Volks erklärt.

Nach der Machtübernahme durch den Diktatorensohn Kim Jong Un bestand zunächst die Hoffnung auf einen gewissen Wandel in der Haltung Nordkoreas. Das Regime hatte allerdings während der Trauerperiode mehrmals bekräftigt, dass das Land an seiner "Militär-Zuerst"-Politik festhalten werde.

Die Spannungen auf der geteilten koreanischen Halbinsel hatten sich nach zwei folgenschweren militärischen Zwischenfällen im Jahr 2010 verschärft. Nordkoreas Küstenartillerie hatte im November eine zu Südkorea gehörende grenznahe Insel beschossen. Auch macht Südkorea den Norden für den Untergang eines seiner Kriegsschiffe im März desselben Jahres verantwortlich. Bei beiden Vorfällen waren insgesamt 50 Menschen ums Leben gekommen.

Im Mai 2010 hatte Nordkorea die Beziehungen zum Süden für abgebrochen erklärt, weil Seoul Strafmaßnahmen gegen das Nachbarland verhängt hatte. In diesem Jahr war es dann bei zaghaften Annäherungsversuchen zu vereinzelten Kontakten zwischen Regierungsvertretern beider Länder gekommen.

© dpa/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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