FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß:Die Chance in der eigenen Wanne

Uli Hoeneß wird am 5. Januar 60 Jahre alt und wünscht sich wohl nichts sehnlicher als den Gewinn der Champions League im eigenen Stadion. Wer könnte dem FC Bayern gefährlich werden? Italien? Holt wieder auf. England? Gemessen am eingesetzten Kapital die Enttäuschung der Saison. Und Barcelona? Vielleicht geht was, an einem besonderen Abend.

Klaus Hoeltzenbein

Was schenkt man einem zum Geburtstag, der alles zu haben scheint? Er hat ja schon ein Haus mit Blick auf einen See, eine Wurstfabrik, eine Fußball- und eine Basketballmannschaft, einen guten Freund als Koch (Alfons Schuhbeck) und den besten Freund als Trainer (Jupp Heynckes).

Training FC Bayern München in Madrid

Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern, wünscht sich den Triumph seines Vereins in der Champions League.

(Foto: dpa)

Er ist zudem einer seiner wenigen Sorgen beraubt, nämlich der, die Stadt München noch einmal in einem Meer aus Gelb und Schwarz erleben zu müssen wie 1997, als ausgerechnet Borussia Dortmund im Olympiastadion die Champions League gewann. Inzwischen ist der FC Bayern umgezogen, Uli Hoeneß, der Präsident, hat nun sogar seine eigene Arena. Was kann er mehr wollen, der Erdenmensch, als solch eine schmucke rote Riesenwanne?

Sie werden sich also noch so sehr anstrengen können, all die Gäste, die Hoeneß am 5. Januar im kleinen Kreis gratulieren, und jene, die am 13. Januar zur Mottoparty ("Uli Hoeneß. 60 Jahre. Manager. Macher. Mensch") geladen sind - sie allein werden ihn nicht wunschlos glücklich machen können. Denn nur von dem, was er schon zur Genüge hat, wünscht er mehr und mehr: Titel! Titel! Titel!, am liebsten den der Champions League, der am 19. Mai vergeben wird - in seiner eigenen Wanne.

Erstaunlich ist: Je länger die Saison dauert, desto größer erscheint die Chance des Nimmersatt. Klar, es gibt da diesen einen, allmächtig erscheinenden Spielverderber, den FC Barcelona. Und jüngst, gegen Real Madrid (3:1) oder im Weltpokalfinale gegen den FC Santos (4:0), wuchs erneut die Erkenntnis, dass man den Katalanen besser nicht begegnen sollte vor diesem 19. Mai.

Der bayerische Königsweg sieht deshalb wie folgt aus: Zunächst im Achtelfinale den FC Basel schlagen. Und dann? Wieder Losglück! Nur nicht gegen Barcelona, nicht vorm Finale. Doch in einem einzigen Spiel, an einem Abend, am eigenen Ort, da ginge dann womöglich wirklich was.

Wer sonst noch gefährlich werden könnte? Real Madrid, klar, doch erstaunlich ist, dass derzeit niemand in der Lage zu sein scheint, sich Barcelona anzunähern, die Idee dieses Klubs wenigstens im Ansatz zu kopieren.

Dabei wirkt Barcas Beispiel, eine Synthese aus Finanzkraft, Talentförderung und Gruppenspiel, nun schon so lange. Italien? Holt wieder auf, ist aber noch nicht wieder furchterregend. Frankreich? Auf Profilsuche. England? Gemessen am eingesetzten Kapital sind die Klubs der Premier League die Enttäuschung der Saison, Teams wie Manchester United, Liverpool, Arsenal und Chelsea waren vor wenigen Jahren schon wesentlich weiter. Derzeit vertrauen sie auf der Insel wieder dem schnöden Geld-schießt-Tore-Prinzip, vorne dran Manchester City, das in der Vorrunde am FC Bayern scheiterte.

Auch Uli Hoeneß, der Jubilar, hat dieses Prinzip einst oft und laut vertreten. Inzwischen ist es so: Geld haben einige, Erfolg nur der, der sein Prinzip mit viel Phantasie erweitert.

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