Hirnforschung:Gips und Geist

Wird ein Arm eingegipst, dauert es nicht lange, bis sich das Gehirn darauf einstellt. Bereits innerhalb von Tagen finden dort Umbaumaßnahmen statt.

Christian Weber

Schon wenige Tage nachdem ein gebrochener Arm mit einem Gipsverband oder eine Schlinge ruhiggestellt wurde, reagiert das Gehirn mit starken Umbauprozessen. Das berichtet ein Team um den Neuropsychologen Nicolas Langer in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Neurology (online).

Ein Knochenbruch auf dem Weg ins Büro gilt als Arbeitsunfall.

Ist ein Arm "stillgelegt", dann wird dem weiterhin aktiven Arm mehr Hirnmasse zur Verfügung gestellt.

(Foto: dpa)

Für ihre Studie untersuchten die Forscher zehn rechtshändige Patienten, die wegen einer Verletzung am rechten Oberarm behandelt wurden, der deshalb mit einem entsprechenden Verband fixiert worden war. So mussten die Versuchsteilnehmer mit der ungewohnten linken Hand Zähne bürsten oder mit dem Messer schneiden.

Dann wurden die Gehirne der Studienteilnehmer zweimal mit einem Magnetresonanz-Tomographen gescannt - in den ersten zwei Tagen der Behandlung und zwei Wochen später.

Die Auswertung ergab, dass sich bereits in dieser kurzen Zeit die Menge der grauen und weißen Substanz in der für die rechte Hand zuständigen linken Hirnhälfte um zehn Prozent verringert hatte.

Gleichzeitig kam es in der rechten Hirnhälfte zu einer Zunahme an Hirnsubstanz, die mit einer größeren Geschicklichkeit der linken Hand korrelierte. Die Ergebnisse überraschen, weil man starke Umbauprozesse eher von Menschen kennt, die sehr lange eine Fähigkeit trainieren, etwa Klavier zu spielen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: