Neulich in ... der Luft:Das Klagelied des Passagiers

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Fliegen könnte so schön sein, wären da nicht die Sitznachbarn - vor allem die männlichen, selbst wenn sie gerade nicht singen.

Christine Dohler

Noch während meines Fluges von Istanbul nach Addis Abeba habe ich endgültig beschlossen, Flugzeug-Feministin zu werden. Ich sitze am Gang, in der Mitte eine andere junge Frau, und zum Schluss quetscht sich ein Herr ans Fenster. Sobald er sich angeschnallt hat, zückt er eine heilige Schrift und beginnt zu singen. Die Sprache ist nicht erkennbar. Ist ja in Ordnung, wenn sich jemand an sein Abendgebet hält. Vielleicht hat er ja auch Flugangst.

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Wir heben ab, der Mann singt. Die Anschnallzeichen gehen aus, der Mann singt immer noch. Es ist anscheinend ein langes Lied. Ein sehr, sehr langes. Meine Nachbarin und ich reden laut, um den Mann zu übertönen. Er holt Luft und singt noch lauter.

So geht es bis zur Landung, mit nur einer kurzen Unterbrechung: als das Essen kommt. Derweil überlege ich, wie ich es endlich durchsetzen könnte: Frauensitzreihen in allen Flugzeugen. Denn es ist doch garantiert so, dass neben mir stets ein breitschultriger Mann landet, der die Armlehne für sich alleine beansprucht, dauernd die Nase hochzieht, Computerspiele zockt, mit der Zeitung raschelt oder seine dampfenden Slipper auszieht und zu mir herüberschiebt.

Ganz zu schweigen von Annäherungsversuchen. Ich habe schon Hände von angeblich schlafenden Herren zurück zum Besitzer gelegt. Filmszenen, in denen Frauen an der Schulter eines höflichen Brad-Pitt-Typen einnicken, halte ich für komplett phantasiert. Frauen rollen sich in ihrer Ecke zusammen, schlafen geräuschlos, lesen nahezu bewegungslos ganze Romane und haben vor einem Langstreckenflug meistens ein Deo benutzt.

Wie keine andere Idee wurde mein Plan von meinen Freundinnen unterstützt: Au ja, kannst Du das bitte mal den Fluggesellschaften vorschlagen?

Was haben Sie mit anderen Passagieren erleben müssen? Schreiben Sie es hier auf und lesen Sie, wie es Leidensgenossen erging...

© SZ vom 2.2.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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